Das Immunsystem natürlich aktivieren

Beta-Glucane aus dem Hiratake-Pilz (Betox-93) und isolierte Polysaccharide aus der Alge Arthrospira platensis (Spirimmun) zeichnen sich durch ihre Ähnlichkeit zu Oberflächenantigenen von zahlreichen Krankheitserregern (Viren, Bakterien oder pathogene Pilze) aus. Immunzellen besitzen spezielle Rezeptoren, die durch die Bindung an Oberflächenstrukturen von Krankheitserregern aktiviert werden. Zu diesen Rezeptoren gehört u. a. der Dectin-1-Rezeptor. Bisher war bekannt, dass der Dectin-1-Rezeptor spezifisch für Beta-Glucane ist und in erster Linie zur Abwehr pathogener Pilze dient. Inzwischen gibt es aber Hinweise aus der Wissenschaft, dass durch die selektive Aktivierung des Dectin- 1-Rezeptors auch die Abwehr von Erregern wie z. B. Viren und Bakterien erfolgt. Wir verwenden sowohl Beta-Glucane als auch isolierte Polysaccharide in einem unserer Nahrungsergänzungsmittel zur Gesunderhaltung des Immunsystems. Eine Arbeitsgruppe an der Universität von Mississippi, mit der wir in der Vergangenheit auch schon zusammengearbeitet haben, konnte in In-vitro-Untersuchungen mit Beta-Glucanen und einem weiteren Stoff synergistische Effekte bei der Aktivierung von Immunzellen bei gemeinsamer Gabe der Einzelsubstanzen nachweisen. Diese Beobachtung ist sehr interessant, da offensichtlich die Rezeptorbindung und damit die Aktvierung der Immunzellen durch die gleichzeitige Gabe von 2 Stoffen eine sich gegenseitig verstärkende Reaktion zur Folge hat. Wir wollten jetzt herausfinden, wie Immunzellen im Zellkultursystem auf steigende Konzentrationen von Betox-93 und Spirimmun und deren Kombinationen reagieren. Die Frage war: Welchen Einfluss hat die gleichzeitige Gabe beider Substanzen auf die Rezeptorvermittelte Immunantwort? Kann ein additiver (Summe der Einzelwirkung) oder möglicherweise sogar ein synergistischer Effekt (ein sich gegenseitig verstärkender Effekt) auf die zelluläre Antwort in vitro ausgelöst werden?

 

Es ist bekannt, dass Makrophagen über die Stimulierung des Dectin-1-Liganden aktiviert werden können. Wir wählten daher ein etabliertes Zellkulturmodell (HEK-BLUE™ hDectin-1β Zellen) und bestimmten photometrisch die Aktvierung der Zellen unter dem Einfluss unterschiedlicher Konzentrationen von Betox-93 und Spirimun alleine sowie in Kombination der beiden Einzelsubstanzen.

 

Betox-93 aktivierte den Dectin-1-Rezeptor mit einer max. mittleren Aktivierung von 74,3 % bei 23 μg / ml. Auch Spirimmun aktivierte den Dectin- 1-Rezeptor, wenn auch deutlich schwächer mit einer max. mittleren Aktivierung von 22,7 % bei 77 μg / ml. Die gemeinsame Gabe von Betox-93 und Spirimmun in den genannten Konzentrationen führte zu einer signifikant additiven Aktivierung des Rezeptors mit einer mittleren Aktivierung von 93,6 %. Darüber hinausgehende synergistische Effekte für Betox-93 und Spirimmun konnten nicht nachgewiesen werden. Eine weitere Konzentrationserhöhung der Testsubstanzen führte zum Rückgang dieses Effektes. Das hier untersuchte Mischungsverhältnis (1:3,3) von Betox-93 und Spirimmun ist vergleichbar mit dem Mischungsverhältnis in unserem referenzierten NEM.

 

Um diese Frage eindeutig und abschließend beantworten zu können, müssten noch viele weitere Experimente durchgeführt werden. Was aber ganz klar gesagt werden kann, ist, dass beide untersuchten Substanzen die Immunzellen über den Dectin-1-Rezeptor aktivieren und so den Körper bei der Abwehr von Infektionskrankheiten unterstützen können.

 

Auch wenn wir derzeit keine weitere Studie mit Betox-93 und Spirimmun planen, kann ich mir dennoch vorstellen, auch in Zukunft In-vitro-Studien zur Untersuchung der zellulären Immunantwort mit diesen spannenden Naturstoffen durchzuführen.

 

Dr. Annette Kassen
Bereichsleiterin Medizinische
Wissenschaft und
Recht