"Die 37-jährige Patientin, eine sehr sympathische Frau mit einem Teenager-Sohn und einem problematischen älteren Mann, kam regelmäßig in meine Praxis, in der Regel wegen geringfügiger Probleme, diesmal wegen eines Knotens in ihrer rechten Brust. Er erschien mir gutartig. Drei Wochen später hatte die Patientin wieder einen Termin. Wir sprachen kaum über den Knoten (er war nicht größer geworden), aber viel darüber, dass sie entdeckt hatte, lesbisch zu sein, dass sie eine Freundin gefunden hatte und welche Konsequenzen das von nun an für ihr Leben haben würde. Dies blieb in der nächsten Zeit das Hauptthema. Wochen später war der Knoten immer noch da. Ich ließ ihn untersuchen; es war ein Karzinom. Die Frau wurde operiert; acht Monate später traten Metastasen auf, ein Jahr danach war sie tot. - Als Arzt sollte man in der Lage sein, ein relevantes Problem im Auge zu behalten, auch wenn andere, emotionsbeladene Themen dazukommen."
Gyn-Depesche 8/2004
Das Wichtige nicht aus den Augen verlieren!
"Die 37-jährige Patientin, eine sehr sympathische Frau mit einem Teenager-Sohn und einem problematischen älteren Mann, kam regelmäßig in meine Praxis, in der Regel wegen geringfügiger Probleme, diesmal wegen eines Knotens in ihrer rechten Brust. Er erschien mir gutartig.
Drei Wochen später hatte die Patientin wieder einen Termin. Wir sprachen kaum über den Knoten (er war nicht größer geworden), aber viel darüber, dass sie entdeckt hatte, lesbisch zu sein, dass sie eine Freundin gefunden hatte und welche Konsequenzen das von nun an für ihr Leben haben würde. Dies blieb in der nächsten Zeit das Hauptthema.
Wochen später war der Knoten immer noch da. Ich ließ ihn untersuchen; es war ein Karzinom. Die Frau wurde operiert; acht Monate später traten Metastasen auf, ein Jahr danach war sie tot. - Als Arzt sollte man in der Lage sein, ein relevantes Problem im Auge zu behalten, auch wenn andere, emotionsbeladene Themen dazukommen."