Höhergradige CIN

Gyn-Depesche 2/2016

Diagnostik und Therapie in einem Aufwasch

Das „see and treat“-Konzept – also Kolposkopie und CIN-Therapie in einem Arbeitsgang – soll Kosten minimieren, die Compliance der Patientinnen verbessern und ihre psychische Belastung reduzieren. Eine Metaanalyse gab Aufschluss darüber, wie häufig das zur Übertherapie führt.

Niederländische Wissenschaftler fanden durch Datenbankrecherchen 13 Studien mit insgesamt 4611 Teilnehmerinnen, bei denen nach einem verdächtigen Pap-Abstrich bereits während der diagnostischen Kolposkopie eine Schlingenkonisation (LEEP) durchgeführt wurde. Als Übertherapie galt die Exzision von Läsionen, die sich bei der histologischen Untersuchung als CIN1 oder normale Zellen entpuppten. Zytologiebefunde wurden als hochgradig eingestuft, wenn sich im Abstrich HSIL (Hochgradige squamöse intraepitheliale Läsionen) oder ASC-H (atypische squamöse Zellen, höhergradige Dysplasie nicht auszuschließen) fanden.
Bei drei von vier Patientinnen mit einem solchen Pap-Befund ergab sich auch bei der kolposkopischen Betrachtung der Eindruck hochgradiger Veränderungen. In dieser Gruppe lag die Übertherapierate nur bei ca. 12%. Wurden die Läsionen dagegen bei der Kolposkopie als geringgradig beurteilt, stieg die Quote auf ca. 29%. Noch größer war das Risiko einer Übertherapie, wenn bereits der Abstrichbefund nur niedriggradige Zellveränderungen zeigte: In Kombination mit einem hochgradigen kolposkopischen Eindruck betrug es dann 46,4%, bei einem geringgradigen Bild sogar 72,9%.
Die Übertherapierate bei einem zweistufigen Vorgehen wird in der Literatur mit 11 bis 35% angegeben. Im Vergleich dazu erscheint die Strategie des „see and treat“ nach den Ergebnissen der Metaanalyse als mindestens ebenbürtig. CW
Quelle:

Ebisch RM et al.: Evidence supporting see-and-treat ... BJOG 2016; 123: 59-66

ICD-Codes: D06.9

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