Die Einteilung beruht auf einem immunhistochemischen Surrogatparameter-Panel; es basiert auf dem Genexpressionsprofil und ist validiert. Der Subtyp „luminal A“ ist ER- und/oder PR-positiv; Ki-67*) liegt unter 14%. Bei „luminal B“ sind ER und/oder PR positiv; Ki-67 liegt bei 14% oder darüber. Bei der Variante „luminal/HER2“ sind ER und/oder PR sowie HER2 positiv, bei „HER2 enriched“ (angereichert) fehlen ER und PR, HER2-Rezeptoren sind vorhanden. Die als „basal-like“ eingestuften Tumoren weisen weder ER noch PR noch HER2 auf, aber EGFR und/oder CK5/6**) sind positiv. „Tripel-negative“ (TN) Tumoren, die weder EGFR noch CK5/6 exprimieren, wurden in dieser Studie als „TN nonbasal“ bezeichnet und in der Multivarianzanalyse als eigene Gruppe geführt.
Die Studie befasste sich mit Frauen mit der Diagnose früher Brustkrebs, die von 1986 bis 1992 zur British Columbia Cancer Agency überwiesen worden waren, und von denen Tumorgewebe vorlag, das untersucht werden konnte. Das Follow-up für Überlebende betrug im Median 14,8 Jahre. Bei Metastasierung wurden Daten der ersten fünf Filiae berücksichtigt. Als Fernmetastasen galten solche außerhalb der ipsilateralen Brust, der Brustwand und der regionalen Lymphknoten.
Von den 3726 Patientinnen waren 44% am Subtyp luminal A erkrankt, in 24% lag luminal B vor, in 6,5% luminal/HER2. 7,1% der Tumoren waren als HER2-enriched eingestuft worden, 9,8% als basal-like und 8,5% als TN nonbasal.
Tumoren oft Grad 3
In 42 bis 59% lag initial kein Lymphknotenbefall vor (die höchste Quote fand sich in der Gruppe „basal-like“). Außer beim Subtyp „luminal A“ war die Mehrheit der Tumoren als Grad 3 eingestuft (höchste Quote 86,4%, „basal-like“). Tamoxifen erhielten 56 bis 67% der in Frage kommenden Frauen, aber, wie damals üblich, auch ca. ein Drittel der Patientinnen mit ER-negativen Tumoren. Die Quoten der mit Chemotherapie behandelten Frauen mit als basal-like, TN nonbasal, luminal/HER2 und HER2-positiven Subtypen bewegten sich zwischen 41 und 53%.
Die nach Kaplan-Meier geschätzten Zehnjahres-Überlebenszeiten betrugen 70% für den Subtyp luminal A; bei luminal/HER2 waren sie mit 46,1% am geringsten. Deutliche Unterschiede fanden sich auch bei der medianen Überlebenszeit nach der ersten Fernmetastasierung mit 2,2 Jahren bei luminal A und 0,5 Jahren beim Subtyp basal-like.
Bei den Subtypen basal-like, TN nonbasal und HER2 ereigneten sich nahezu alle Rückfälle in den ersten fünf Jahren; bei den luminalen Subtypen inkl. luminal/HER2 kam es in den Jahren 5 bis 15 weiter zu Ereignissen.
Bei allen sechs Mammakarzinom-Typen mit Ausnahme von basal-like kam es am häufigsten zur Metastasierung in die Knochen. Ein niedriges Risiko des Gehirn-Befalls fand sich bei den Formen luminal A und B mit 2,2 und 4,7%. Bei den Typen HER2-enriched und luminal/HER2 bestand eine relativ hohe Metastasierungsrate in Gehirn, Leber, Knochen und Lunge. Als basal-like eingestufte Tumoren zeigten hohe Raten bei Gehirn, Lunge, Knochen und fernen Lymphknoten (10,9%, 18,5%, 16,6% und 17,2%), aber vergleichsweise geringen Leberbefall (9,3%).
Wurden nur Patientinnen berücksichtigt, die eine Metastasierung erlitten, ergaben sich unterschiedliche Muster. Hohe Anteile der zerebralen an den Gesamt-Metastasen (28,7 bis 22%) fanden sich bei den Gruppen HER2-enriched, basal-like und TN nonbasal, sonst lagen die Quoten niedriger (15,4% bei luminal/HER2 bis 7,6% bei luminal A). Die Knochen waren die wichtigste Lokalisation bei luminal A, luminal B und luminal/HER2 mit 65 bis 71,4%. Die niedrigste Quote (39,0%) bestand hier beim Typ basal-like.
Multivariate Analyse ergab u. a. als Unterschied zwischen basal-like und TN nonbasal die Häufigkeit der Leberfiliae.
Die Autoren räumen ein, dass heute anders behandelt wird (evtl. überschätztes Rückfallrisiko). Sie halten es für möglich, dass speziell das Gehirn schützende Substanzen bei den HER2-positiven Formen und dem Typ basal-like von Nutzen sein könnten. Eine Veränderung der Metastasenmuster erwarten sie von der Einführung der Bisphosphonate in die Therapie des frühen Mammakarzinoms. Es gibt Hinweise, dass sich ihre Wirkung nicht auf die Knochen beschränkt. Weitere Studien hierzu sind nötig. SN
*)Das Ki-67-Antigen ist Marker der proliferativen Aktivität, **) CK5/6 steht für den immunhistochemischen Marker Cytokeratin 5/6