DGGG, Berlin 2006

Gyn-Depesche 7/2006

Eine Prophylaxe des Zervixkarzinoms ist möglich

Gut 20 Jahre nach der Isolierung von Virusmaterial aus Zervixkarzinomen wurde in diesem Jahr eine Vakzine gegen humane Papillomaviren (HPV) zugelassen. Damit steht zum ersten Mal eine spezifische präventive Impfung gegen einen Tumor zur Verfügung.

Zwischen 50 und 70% aller 15- bis 25-jährigen Frauen sind hierzulande mit den HPV-Typen 16 und 18 infiziert, die für die Auslösung des Zervixkarzinoms verantwortlich gemacht werden, informierte Prof. Harald zur Hausen, Heidelberg, dessen Arbeitsgruppe den Zusammenhang zwischen der HPV-Infektion und diesem Tumor belegte. Bei etwa 10% der infizierten Frauen persistiert die Infektion über mehrere Jahre; sie besitzen ein hohes Risiko, später an einem Zervixkarzinom zu erkranken. Auch Vulva-, Scheiden- und Analkrebs sowie Mundhöhlenkrebs werden laut zur Hausen durch HPV 16 und 18 ausgelöst. Ursächlich für die Tumorentwicklung ist der Einbau der HPV-DNA in das humane Genom und die anschließende Transformierung der infizierten Körperzellen.

Vakzine gegen onkogene HPV-Typen

Mittlerweile wurden zwei Vakzinen entwickelt, mit denen gegen HPV 16 und 18 sowie gegen die für Genitalwarzen verantwortlichen Typen HPV 6 und 11 geimpft werden kann. Basis des Impfstoffes sind gentechnisch hergestellte Strukturproteine der Virushülle; die Vakzine ist frei von genetischem Material der Viren. Im Rahmen der Zulassungsstudien wurden bereits rund 50 000 junge Frauen geimpft. „Bei nicht infizierten Frauen erwies sich der Impfstoff zu fast 100% als erfolgreich, d. h. es konnten während der jetzt knapp fünfjährigen Nachbeobachtung im Gegensatz zu den Plazebogruppen keine malignen Veränderungen nachgewiesen werden. Bei Frauen, die bereits Antikörper gegen HPV entwickelt haben, ist die Erfolgsrate mit rund 50% geringer“, berichtete zur Hausen. Die Impfung wurde in den Studien sehr gut vertragen; als einzige Nebenwirkung traten vereinzelt Rötungen an der Injektionsstelle auf.

Da HPV durch Geschlechtsverkehr übertragen wird, lautet die Empfehlung, Mädchen bereits im Alter zwischen neun und 15 Jahren zu impfen. Bei flächendeckender Impfung erwartet zur Hausen, dass das Zervixkarzinom und insbesondere präkanzeröse Zervixläsionen, die vielfach ebenfalls operative Eingriffe erfordern, recht selten werden. In den Vakzinierungsstudien ließ sich bereits kurzfristig innerhalb von 1,5 Jahren ein präventiver Effekt bei der Verhinderung zervikaler intra epithelialer Neoplasien nachweisen. Da auch Männer mit HPV infiziert sein können, plädierte zur Hausen dafür, die Impfung zukünftig auch auf Jungen auszudehnen.

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