Infektionen von Müttern und Neugeborenen sind in vielen ärmeren Ländern häufig. Weltweit ist eine Sepsis für etwa 10 % aller maternalen und 16 % aller neonatalen Todesfälle verantwortlich. Eine mögliche Gegenmaßnahme ist die Antibiotikaprophylaxe, wie sie vor Kaiserschnitt-Entbindungen üblich ist.
Eine randomisierte, placebokontrollierte Studie aus den USA hat nun untersucht, ob eine Prophylaxe mit Azithromycin das Infektionsrisiko auch bei einer geplanten vaginalen Entbindung senken kann. Zwischen September 2020 und August 2022 wurden in Bangladesch, der Demokratischen Republik Kongo, Guatemala, Indien, Kenia, Pakistan und Sambia insgesamt 29.278 Schwangere vor einer vaginalen Entbindung auf eine orale Antibiotikaprophylaxe mit 2 g Azithromycin oder Placebo randomisiert. Die Studie, die mit 34.000 Teilnehmerinnen geplant war, wurde nach einer Zwischenauswertung vorzeitig beendet, da ein signifikanter Vorteil in einem der beiden Endpunkte erkennbar war.
Von 14.526 Teilnehmerinnen, die Azithromycin erhalten hatten, erkrankten in den ersten sechs Wochen nach Entbindung 227 (1,6 %) an einer Sepsis oder starben. In der Placebogruppe waren es 344 Fälle auf 14.637 Teilnehmerinnen (2,4 %). Mit einem relativen Risiko von 0,67 (95%-Kl: 0,56–0,79) waren diese Ergebnisse signifikant. Der Vorteil im mütterlichen primären Endpunkt war vor allem auf die Vermeidung von Sepsisfällen zurückzuführen (1,5 % vs. 2,3 %) mit einem relativen Risiko von 0,65 (95%-Kl: 0,55–0,77). Todesfälle waren insgesamt sehr selten. Es kam auch seltener zu einer Endometritis oder anderen Infektionen. Auf die neonatalen Infektionen oder Todesfälle war kein Einfluss erkennbar. In der Azithromycin-Gruppe erkrankten 9,8 % der Neugeborenen an einer Sepsis gegenüber 9,6 % in der Placebogruppe (RR 1,03; 0,96 –1,10). Die Inzidenz von Totgeburten betrug in beiden Gruppen 0,4 % (RR 1,06; 0,74–1,53), 1,5 % der Neugeborenen starben innerhalb von vier Wochen nach der Geburt (RR 1,03; 0,86–1,24).
Die Prävention mit Azithromycin zur Vermeidung einer mütterlichen Sepsis oder eines Todesfalls dürfte in ärmeren Ländern eine sinnvolle Option sein, so das Fazit der Forschenden. In reicheren Ländern, in denen maternale Infektionen gut behandelt werden können und Todesfälle sehr selten sind, dürfte dies mit Hinblick auf die Therapiefolgen nicht der Fall sein. Hier müsse auch das Risiko von Antibiotikaresistenzen berücksichtigt werden.