Plazentationsstörungen

Gyn-Depesche 1/2016

Entbindungstermin individuell festlegen

Empfehlungen zur indizierten Frühgeburt bei Placenta praevia, accreta, Vasa praevia und Insertio velamentosa beruhen hauptsächlich auf theoretischen Überlegungen. Eine Arbeitsgruppe aus den USA wertete die aktuelle Literatur aus, um Ultraschallbefunde in das präpartale Management von Plazentationsstörungen zu integrieren.

Ergeben sich beim Zweittrimester-Screening Hinweise auf eine Placenta praevia, sollte in der 28. bis 32. SSW eine transvaginale Sonographie durchgeführt werden. Bestätigt sich die Diagnose, können wöchentliche oder vierzehntägige Ultraschallmessungen helfen, das Risiko präpartaler Blutungen abzuschätzen. Die Autoren schlagen folgendes Vorgehen vor: Bei Zervixlänge über 30 mm und Plazentadicke über dem inneren Muttermund ≤1 cm kann bei asymptomatischen Patientinnen ein konservatives Management erwogen werden. Die Entbindung sollte in der 37. bis 38. SSW geplant werden, lediglich im Falle einer zusätzlich vorliegenden Accreta bereits in der 34. bis 35. SSW. Bei Zervixlänge zwischen 10 und 15 mm sollte die Patientin stationär überwacht und in der 34. bis 35. SSW entbunden werden. Bei kürzerer Zervix oder dickerer Plazenta sei von einem höheren Blutungsrisiko auszugehen und eine Steroidgabe zu erwägen.
Im Falle einer tief sitzenden Plazenta mit Abstand von 1 bis 2 cm vom inneren Muttermund spricht die Datenlage dafür, bei einer Zervixlänge von ≥25 mm und Plazentarand <1 cm die Schwangerschaft nicht vorzeitig zu beenden. Auch bei einer Vasa praevia hat sich die Zervixlänge als wichtigstes prognostisches Kriterium erwiesen: Unter 25 mm steigt das Risiko für einen vorzeitigen Blasensprung – deshalb wird in diesem Fall eine Hospitalisierung mit Steroidprophylaxe empfohlen. CW
Quelle:

Vintzileos AM et al.: Using ultrasound in the clinical management of placental implantation abnormalities. Am J Obstet Gynecol 2015; 213: S70-7

ICD-Codes: P50.0

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