Schlaganfallrisiko bei Vorhofflimmern

Gyn-Depesche 1/2017

Frauen besser antikoagulieren

Frauen mit Vorhofflimmern haben ein höheres Schlaganfallrisiko als männliche Patienten. Als Risikogruppe könnten sie am meisten von einer systemischen Antikoagulation profitieren. Diese ist aber häufig inadäquat.

Im Rahmen einer Metaanalyse untersuchten Forscher die bestehende Evidenz zum Einfluss des Geschlechts auf das Schlaganfallrisiko bei Vorhhoflimmern (VHF). Eingeschlossen waren 30 Studien, davon fünf randomisiert kontrollierte und 24 Beobachtungsstudien. Nach Sichtung der Daten kam man zu dem Schluss, dass das weibliche Geschlecht einen unabhängigen Risikofaktor für Schlaganfälle bei VHF-Patienten darstellt. Allerdings wurde das höhere Risiko von weiblichen gegenüber männlichen Patienten in neueren Studien wieder etwas geringer eingeschätzt. Wurde in der Framingham-Studie im Jahr 2003 noch von einer Risikoerhöhung von 90% gesprochen, lag der Wert in der ATRIA-Studie (2005) und in einer weiteren großen Kohortenstudie (2012) bei rund 50%. Auch gemäß den aktuellen Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) ist das weibliche Geschlecht nur dann ein Risikofaktor, wenn ein weiterer vorhanden ist.
Einigen Studien zufolge werden weibliche gegenüber männlichen VHF-Patienten in der Praxis seltener mit systemischer Antikoagulation behandelt, und auch die Qualität der Antikoagulation ist häufig schlechter. Vermutlich fürchten Ärzte ein erhöhtes Blutungsrisiko bei Frauen. Die Evidenz dafür fiel in bisherigen Studien allerdings gemischt aus. Insgesamt sprechen die Daten sogar eher dafür, dass Frauen mehr als Männer von einer Antikoagulation profitieren. OH
Quelle:

Cheng EY et al.: Gender differences of thromboembolic events ... Am J Cardiol 2016; 117: 1021-7

ICD-Codes: I48

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