Postpartale Harnretention

Gyn-Depesche 4/2023

Frühzeitig nach Miktionsproblemen fragen

Die postpartale Harnretention ist häufig unterdiagnostiziert und untertherapiert. Das kann in seltenen Fällen sogar lebensbedrohliche Folgen haben.

Angaben zur Inzidenz der postpartalen Harnretention variieren von 1,5 bis 17,9 %. Häufig übersehen wird insbesondere die verdeckte Retention, die durch ein Restharnvolumen über 150 ml nach spontaner Miktion charakterisiert ist. Eine offene Retention bezeichnet die mehr als sechs Stunden anhaltende Unfähigkeit zu urinieren. Unbehandelt droht durch die persistierende Überdehnung eine irreversible Schädigung des Detrusors und der parasympathischen Nervenfasern in der Blasenwand. In seltenen Fällen kann es zu einer potenziell lebensbedrohliche Blasenruptur kommen. Als wichtigste Risikofaktoren für postpartale Harnretention haben sich die vaginal-operative Entbindung und ein protrahierter Geburtsverlauf erwiesen. Zur Früherkennung empfehlen die Autorinnen einer US-Übersichtsarbeit ein standardisiertes Monitoring der Blasenentleerung. Konnte die Patientin nicht innerhalb von sechs Stunden nach der Entbindung bzw. Katheterentfernung nach Sectio miktionieren, ist bei einer sonografisch ermittelten Blasenfüllung über 300 ml eine Katheterisierung indiziert. Wenn nach Spontanmiktion Symptome einer Retention bestehen, sollte ebenfalls ein Blasenscan erfolgen und bei einem Restharnvolumen über 150 ml katheterisiert werden.

Quelle: Nutaitis AC et al.: Postpartum urinary retention: an expert review. Am J Obstet Gynecol 2023; 228: 14-21. 
ICD-Codes: R33

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