Mann berührt zärtlich seine krebskranke , schwangere Frau

Krebs in der Schwangerschaft

Gyn-Depesche 5/2022

Geplante Frühgeburten möglichst vermeiden

Eine landesweite Kohortenstudie in Dänemark gab Aufschluss über fetale und neonatale Risiken infolge einer Krebserkrankung der Mutter während der Schwangerschaft. Die meisten waren durch eine hohe Frühgeburtsrate bedingt.
Aus dem dänischen Bevölkerungsregister gingen gut 4 Mio. Schwangerschaften in den Jahren 1973 bis 2018 hervor. 1.068 Frauen mit 743 Neugeborenen hatten während der Gravidität eine Krebsdiagnose erhalten. Überwiegend handelte es sich dabei um ein Melanom, Zervixoder Mammakarzinom. Von 370 nach der Jahrtausendwende geborenen Kindern, bei denen die entsprechenden Informationen vorlagen, waren 42 in utero einer Chemotherapie ausgesetzt.
Nach einer Krebsdiagnose stieg die Wahrscheinlichkeit eines induzierten Aborts im ersten Trimenon auf mehr als das Dreifache im Vergleich zu nicht krebsbetroffenen Schwangerschaften (adjustierte Odds Ratio 3,5). Besonders häufig entschieden sich Frauen mit Brustkrebs für diesen Weg. Das Risiko einer Interruptio im zweiten Trimenon war um den Faktor 8,8 erhöht.
Zu einer Frühgeburt kam es bei krebskranken Schwangeren viermal häufiger als in der Vergleichsgruppe. Dies betraf Geburten vor der 28. SSW, vor der 32. und vor der 37. SSW in etwa dem gleichen Maß. Am höchsten war das Risiko bei Schwangeren mit einem Zervixkarzinom. Die Wahrscheinlichkeit einer geplanten Frühgeburt lag in der Gruppe der Tumorpatientinnen fast elfmal höher. Hier waren besonders Frauen mit Brustkrebs (aOR 23,9) oder Zervixkarzinom (aOR 20,6) betroffen.
Das Risiko neonataler Komplikationen zeigte sich nach einer Krebserkrankung in der Schwangerschaft ebenfalls erhöht. Zum größten Teil beruhte das jedoch auf der Frühgeburtlichkeit: etwa bei neonatalen Infektionen, einem Geburtsgewicht unter 2.500 g oder der höheren Mortalität. Nach der Adjustierung an das Gestationsalter erhalten blieb ein höheres Risiko für eine länger als siebentägige Versorgung auf der Neugeborenen- Intensivstation und für ein neonatales Atemnotsyndrom.
Erhielt die Mutter während der Schwangerschaft eine Chemotherapie, so verstärkte das die negativen Auswirkungen der Krebserkrankung auf das Kind. Das Risiko einer Frühgeburt vor der 34. SSW stieg in adjustierten Analysen auf das 18-Fache, das einer geplanten Frühgeburt sogar auf das 30-Fache im Vergleich zu Schwangerschaften ohne Krebsdiagnose. Gegenüber Krebsbetroffenen ohne Chemotherapie war es jeweils um mehr als das Dreifache erhöht. Zu einem Atemnotsyndrom oder einer Verlegung des Neugeborenen auf die Intensivstation kam es nach einer Chemotherapie ebenfalls häufiger. Eine erhöhte fetale Fehlbildungsrate wurde dagegen nicht beobachtet – weder bei krebskranken Müttern mit noch ohne Chemotherapie.
Weil das höhere Komplikationsrisiko bei Neugeborenen von krebskranken Müttern in erster Linie durch die höhere Frühgeburtenrate bedingt war, raten die Studienautor: innen dazu, auf eine geplante vorzeitige Entbindung möglichst zu verzichten, sofern dafür keine geburtshilfliche Indikation vorliegt. Die Entscheidung für den Beginn einer Chemotherapie während der Schwangerschaft sollte in enger Kooperation von Gynäkologen und Onkologen getroffen werden. CW
Quelle: Greiber IK et al.: Cancer in pregnancy and the risk of adverse pregnancy and neonatal outcomes: A nationwide cohort study. BJOG 2022; 129: 1492-1502
ICD-Codes: O60.1
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