Patientinnen, die zwischen 1995 und 2010 in einer Klinik für Essstörungen in Helsinki in Behandlung waren, brachten insgesamt 1078 Kinder zur Welt. 182 der Mütter in spe litten an Anorexia nervosa (AN), 436 an Bulimia nervosa (BN) und 39 an einer Binge-Eating-Störung (BES). Ob die Essstörungen bereits überwunden waren oder während der Schwangerschaft noch bestanden, wurde nicht unterschieden. Als Vergleichsgruppe dienten 6319 Babys von 3642 Müttern ohne diagnostizierte Essstörungen.
Während der Schwangerschaft kam es bei Frauen mit AN signifikant häufiger zu Anämien. Auch das fetale Wachstum war häufiger retardiert. Vorzeitige Wehen traten bei Frauen mit AN und BN häufiger auf. Frauen mit BES wiesen dagegen ein höheres Hypertonierisiko auf als Frauen in der Normalbevölkerung. Erhebliche Konsequenzen hatte die Essstörung insbesondere für den Nachwuchs: Maternale AN war assoziiert mit einem Geburtsgewicht unter 2500 g, SGA-Babys und Frühgeburten vor der 28. SSW. Kinder von BN-Müttern wiesen häufiger sehr niedrige1-min-Apgar-Werte (≤3) auf und benötigten etwa doppelt so häufig Reanimation. Frauen mit BES bekamen viermal so häufig Kinder, die zu groß für ihr Gestationsalter waren. Die Zahl der perinatalen Todesfälle war in adjustierten Analysen sowohl bei AN als auch bei BES deutlich erhöht.
Die Studienautoren halten es deshalb für wichtig, schwangere Frauen mit einer früheren oder noch bestehenden Essstörung sorgfältig zu überwachen. Zu evaluieren bleibt, ob sich das höhere Komplikationsrisiko auch auf die weitere Entwicklung der Kinder auswirkt. CW