Imperativer Harndrang gilt heute als ein Leitsymptom des Syndroms der überaktiven Blase (OAB). In einer Recherche wurde nach Publikationen gesucht, in denen dieses Symptom erfasst wurde. In den klinischen Studien wurde der imperative Harndrang qualitativ und quantitativ gemessen. Die dazu benutzten Erfassungsskalen waren allerdings häufig zu ungenau und/oder schlecht validiert und deckten nicht korrekt die Vorgaben entsprechend der International Continence Society (ICS) ab. Nach der ICS-Definition hat der imperative Harndrang zwei Komponenten: zum einen den quantitativen Aspekt mit Angabe der Häufigkeit der Episoden, zum anderen den qualitativen Aspekt in Form eines nicht mehr aufschiebbaren Drangs zum Wasserlassen (anders als der "normale" Harndrang bei gefüllter Harnblase). Als brauchbar für die Messung des imperativen Harndrangs (auch im Rahmen von klinischen Studien) erscheint die Führung eines entsprechenden Tagebuchs mit Angabe der Häufigkeit der Episoden pro Tag. Diese Methode ist exakt, reproduzierbar und für die Patienten klinisch relevant. Wichtig dabei ist, der Patientin die Bedeutung des Begriffes "imperativer Harndrang" deutlich zu machen, um Verwechslungen mit aufschiebbarem Harndrang zu vermeiden. So lassen sich die Ursachen der OAB besser verstehen und die Behandlung verbessern. (bk)
Syndrom der überaktiven Blase
Gyn-Depesche 6/2005
Imperativer Harndrang als zentrales Symptom
Der Begriff der überaktiven Blase wurde 1997 erstmals beschrieben. Ein zentraler Punkt ist dabei Harndrang in pathologischer Ausprägung (imperativer Harndrang). Die Erfassung dieses Symptoms z. B. in klinischen Studien erfolgte bisher aber nicht einheitlich.
Quelle: Chapple, CR: The role of urinary urgency and its measurement in the overactive bladder symptom syndrome: current concepts and future prospects, Zeitschrift: BJU INTERNATIONAL, Ausgabe 95 (2005), Seiten: 335-340