Kontrazeption nach Organtransplantation

Gyn-Depesche 2/2022

IUD ist Methode der ersten Wahl

Nach einer erfolgreichen Nierentransplantation kehrt die Fertilität schnell zurück. Auch Frauen mit Kinderwunsch sollten aber mindestens im ersten Jahr eine Konzeption vermeiden.
Während der Dialyse leiden über 90 % der Patientinnen an Oligomenorrhoe oder Amenorrhoe. Nach einer Nierentransplantation können Ovulation und Menstruation jedoch bereits innerhalb eines Monats wieder einsetzen. Auch Frauen, die eine Schwangerschaft anstreben, wird in der Regel zu einer Wartezeit von mindestens einem Jahr geraten. Voraussetzung ist eine stabile Transplantatfunktion ohne Proteinurie, ein geringes Infektionsrisiko und ein gut eingestellter Blutdruck und Glukosestoffwechsel. Mycophenolat-Präparate müssen aufgrund ihres teratogenen Potenzials mindestens sechs Wochen vor der Konzeption abgesetzt bzw. substituiert werden.
Entsprechend der Empfehlungen des CDC (Centers für Disease Control and Prevention) gelten für Frauen mit einer stabilen Transplantatfunktion alle hormonellen Kontrazeptiva als sicher. Bei akuten oder chronischen Abstoßungsreaktionen oder einem drohenden Organversagen sollten keine kombinierten hormonellen Methoden eingesetzt werden. Gleiches gilt bei schlecht kontrollierter Hypertonie, Thromboserisiko oder Hyperkoagulabilität. Unter Kortikosteroiden und Mycophenolat leidet möglicherweise die kontrazeptive Wirkung der Pille.
Von einer Neuinsertion einer Kupfer- oder Hormonspirale bei einer bestehenden Transplantatdysfunktion wird abgeraten. Ein bereits einliegendes IUD kann bei neu auftretenden Problemen jedoch in situ belassen werden.
Praxisfazit: Aufgrund der geringen Versagensquote, der geringen Arzneimittelinteraktionen und systemischen Nebenwirkungen sowie der raschen Rückkehr der Fertilität nach der Entfernung ist eine IUD für viele Transplantationsmediziner das Kontrazeptivum der ersten Wahl. CW
Quelle: Klein CL, Josephson MA: Post-transplant pregnancy and contraception. CJASN 2022; 17: 114-20

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