Prophylaktische Oophorektomie

Gyn-Depesche 3/2022

Kein Rundumschutz vor Krebs

Eine prämenopausale Oophorektomie reduziert zwar die Wahrscheinlichkeit für gynäkologische Tumore, nicht aber das für Mammakarzinome. Auch das Risiko, an einer anderen Tumorentität zu erkranken, wird durch den Eingriff nicht beeinflusst.
In den Jahren 1988 bis 2007 unterzogen sich im US-amerikanischen Bezirk Olmsted, Minnesota, 1.562 Frauen vor dem 50. Lebensjahr einer bilateralen Oophorektomie aus benignen Gründen – in der Regel zusammen mit einer Hysterektomie. Diese wurden mit 1.610 Frauen gleichen Alters mit erhaltenen Eierstöcken verglichen. Patientinnen mit einem hohen Risiko für gynäkologische Tumoren, etwa aufgrund einer BRCA1- oder BRCA2-Mutation, oder mit einer Krebsdiagnose waren von der Studienteilnahme ausgeschlossen.
Nach einem medianen Follow-up von 18 Jahren ließ sich kein signifikanter Unterschied des Krebsrisikos zwischen den beiden Gruppen feststellen. Zwar sank das Risiko für gynäkologische Malignome nach der Entfernung beider Eierstöcke um 85 %, für die Gesamtheit der übrigen Krebsarten blieb es jedoch gleich. Keine Risikoreduktion ergab sich insbesondere für das Mammakarzinom. Auch das Risiko für gastrointestinale Malignome und Lungenkarzinome veränderte sich praktisch nicht. Ob die Patientinnen eine Östrogentherapie erhielten oder nicht, wirkte sich nicht auf die Ergebnisse aus – ebenso wenig wie das Alter zum Zeitpunkt des Eingriffs.
Eine prophylaktischen Oophorektomie sollte somit nicht zur Prävention nicht gynäkologischer Tumoren, einschließlich Brustkrebs, durchgeführt werden. CW
Quelle: Huo N et al.: Risk of de novo cancer after premenopausal bilateraloophorectomy. Am J Obstet Gynecol 2022; 226: 538.e1-16

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