Wie Studien zu Langzeiteffekten von BoNT-Behandlungen zeigen, können wiederholte Injektionszyklen bei zunehmender Therapiedauer zur Bildung neutralisierender Antikörper (NAB) und zu einem sekundären Therapieversagen führen. Die NAB-Bildung und der langfristige (objektive und subjektive) Therapieerfolg hängen dabei offenbar mit der Indikation, dem verabreichten BoNT-Typ und der Dosishöhe zusammen, erläuterte Prof. Philipp Albrecht, Düsseldorf. In einer Beobachtungsstudie über bis zu 15 Jahre traten NAB bei 13,9 % der Patienten auf. Das höchste Risiko dafür bestand bei der Indikation Zervikale Dystonie und Spastik und einer hohen BoNT-Einzeldosis auf. In einer anderen Studie war das Risiko eines Antikörper-vermittelten sekundären Therapieversagens (NAB-cSTF) auch vom verabreichten BoNT-Typ abhängig, so Albrecht. Die meisten Fälle traten bei Patienten auf, die AbobotulinumtoxinA (AboBoNT/A) erhalten hatten oder im Verlauf von einem BoNT-Typ auf einen anderen umgestellt worden waren. Dahingegen kam es bei keinem der Patienten mit ausschließlichen IncoBoNT/A-Injektionen zu einem sekundären Therapieversagen, betonte der Experte. Immunologisch dürfte dies auf die geringere Menge an Fremdprotein zurückzuführen sein.
Da hohe kumulative BoNT-Dosen das NAB-Risiko erhöhen und NAB-positive Patienten meist schlechter ansprechen, „sollte aufgrund des geringeren Antikörperbildungsrisikos besonders dann das komplexproteinfreie IncobotulinumtoxinA in Betracht gezogen werden, wenn hohe Dosen oder frühe Reinjektionen notwendig sind“, so Albrechts Fazit. JL