Wechseljahre sind keine Krankheit

Gyn-Depesche

Klimakterium entpathologisieren

Die Menopause und die damit verbundenen körperlichen und psychischen Veränderungen sind ein natürliches Ereignis im Leben jeder Frau. Wissenschaftlerinnen aus Australien und Großbritannien warnen vor einer Pathologisierung des klimakterischen Prozesses.
Während des Klimakteriums leiden viele Frauen an typischen Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen oder Muskel- und Gelenkschmerzen. Diese Symptome sind jedoch in der Regel vorübergehender Natur und variieren in Art und Ausprägung inter- und intraindividuell erheblich. Jede Frau erlebt die Wechseljahre unterschiedlich – Herkunft und Bildung, der sozioökonomische Status, das gesellschaftliche und kulturelle Umfeld, aber natürlich auch biologische Faktoren wie Hormonveränderungen, Rauchen, die Ernährung und der BMI beeinflussen die Symptomwahrnehmung. Untersuchungen belegen, dass die Mehrzahl der Betroffenen den menopausalen Übergang als einen natürlichen Prozess betrachtet und den physischen und psychischen Veränderungen im Wesentlichen gelassen gegenübersteht. Mit welchen Gefühlen eine Frau den Wechseljahren entgegensieht, hängt ganz wesentlich von ihren Erwartungen ab, so die Forscherinnen. Mit Besorgnis beobachten sie, dass gegenwärtig insbesondere die Medien, aber auch die medizinische Fachliteratur die öffentliche Wahrnehmung verzerren: Beispielsweise suggerieren diese Quellen einen wachsenden hormonellen Behandlungsbedarf, der jedoch nicht der Wirklichkeit entspricht. Die Medikalisierung der Menopause wird dem natürlichen Wechseljahresprozess nicht gerecht, da sie ihn auf eine therapiebedürftige Erkrankung reduziert, warnen die Wissenschaftlerinnen:
Die Medikalisierung hebt die negativen Aspekte übermäßig hervor und schürt auf diese Weise die Ängste der Frauen. Dahinter steckt allerdings auch eine geschickte Marketingstrategie: Die Deklarierung der Menopause als Krankheit bzw. als behandlungsbedürftige Mangelsituation ist äußerst lukrativ – mit der Verordnung entsprechender Pharmaka lassen sich Milliarden verdienen.
Die Wechseljahre sind nicht der Beginn des Alterns und des Verfalls, schließen die Autorinnen. Sie wünschen sich ein positives Narrativ, das die Menopause als normalen Lebensprozess entstigmatisiert und würdigt, die Vorteile dieser neuen Lebensphase, beispielsweise die Freiheit von Regelblutungen und von kontrazeptiven Maßnahmen, betont, aber auch Hilfestellungen bei Beschwerden leistet. Auf diese Weise werden Frauen in die Lage versetzt, gut informiert und vorbereitet, mit realistischen Erwartungen, zuversichtlich und voller Selbstvertrauen in die Wechseljahre einzutreten. LO
Quelle: Hickey M et al.: Normalising menopause. BMJ 2022; 377: e069369. doi: 10.1136/bmj-2021-069369

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