Weibliche Sexualfunktion

Gyn-Depesche 1/2016

Lust ist auch Kopfsache

Vor allem bei Frauen scheinen psychologische und zwischenmenschliche Faktoren eine wichtige Rolle für die sexuelle Funktion zu spielen. Einer dieser Faktoren ist die emotionale Intelligenz.

Die emotionale Intelligenz (EI) im sexuellen Kontext beschreibt, wie gut man sexuelle Erwartungen und Wünsche identifizieren und kommunizieren kann. Inwiefern davon die sexuelle Funktion abhängt, untersuchten Schweizer Forscher im Rahmen einer Befragung. Eingeschlossen waren 211 Personen – im Schnitt seit sechs Jahren in einer Partnerschaft lebend – darunter 147 Frauen. Deren sexuelle Funktion und emotionale Intelligenz evaluierte man mit dem Female Sexual Function Index (FSFI und FSFI-LL bzw. tEIQue-SF). Eine derzeitige sexuelle Dysfunktion lag bei 14% der Frauen vor, eine dauerhafte bei 36%. Die EI der Frauen korrelierte negativ mit allen Parametern der aktuellen Sexualfunktion, ausgenommen der Orgasmusfähigkeit. Unter Berücksichtigung von Beziehungsdauer und Alter fielen die Assoziationen etwas stärker aus, signifikant aber nur für das sexuelle Verlangen. Eine hohe Gefühlsintelligenz scheint die weibliche Libido demnach eher einzuschränken als zu fördern. Grund für die sexuelle Hemmung könnte eine Tendenz zu höheren Selbstansprüchen und übermäßiger Gefühlskontrolle sein, die mit höherer EI in Verbindung steht. Bei Männern wurde im Übrigen kein solcher Zusammenhang gefunden. OH

Quelle:

Willi J, Burri A: Emotional intelligence and sexual functioning in a sample of Swiss men and women. J Sex Med 2015; 122(9): 1176-83

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