Lang wirksame Verhütungsmethoden

Gyn-Depesche 3/2016

Mehr Abtreibungen, mehr Bedarf

Unerwünschte Schwangerschaften entstehen oft nicht durch fehlende Verhütung, sondern durch Anwendungsfehler. Nach mehreren Abtreibungen steigt deshalb das Interesse für lang wirksame, Anwender-unabhängige Kontrazeptiva.

In einer Abtreibungsklinik in Chicago ließen innerhalb von zwei Jahren 7466 Frauen einen chirurgischen Schwangerschaftsabbruch vornehmen. Unmittelbar nach dem Eingriff erhielten sie eine Verhütungsberatung und kostenfreien Zugang zur gewählten Methode. In nur 0,6% der Fälle war die Schwangerschaft trotz Verwendung einer sicheren Kontrazeptionsmethode eingetreten: 38 Frauen hatten eine Spirale getragen, bei dreien erwies sich eine vorherige Tubenligatur als unwirksam. Bei knapp der Hälfte handelte es sich um die erste Termination.
Für eine „sichere“ Verhütungsmethode – Sterilisation, IUD oder subdermales Implantat – entschieden sich nach dem Schwangerschaftsabbruch 25,8% der Frauen. Die Wahrscheinlichkeit dafür stieg mit zunehmendem Alter der Patientin, bei bereits vorhandenen Kindern, nicht-afrikanischer Abstammung und nach mehreren Abtreibungen. Nach der ersten Termination wünschten 1,0% eine Tubenligation, 12,0% ein IUD und 9,0% ein Implantat. Hatten sie zuvor schon mindestens einmal einen Abbruch vornehmen lassen, lagen die entsprechenden Raten bei 2,8%, 16,4% und 10,5%. Nach Anpassung an die anderen Einflussgrößen ergab sich nach wiederholten Abtreibungen eine um 19% höhere Wahrscheinlichkeit, eine „sichere“ Kontrazeptionsmethode zu wählen.
Anders als in früheren ähnlichen Studien stammten die Teilnehmerinnen aus sozial schwachen Bevölkerungsschichten und waren zu über 90% dunkelhäutig. Ob die gewählte Kontrazeption schließlich auch zum Einsatz kam, ließ sich aus den Studiendaten allerdings nicht ableiten. Denn: Aufgrund der hohen Infektionsraten mit Chlamydien und Gonorrhoe im Einzugsgebiet der Klinik wurden IUD nicht sofort, sondern erst zwei Wochen nach einer initialen Antibiose eingesetzt. Tubenligaturen wurden vier Wochen später durchgeführt. CW
Quelle:

Keene M et al.: Effect of previous induced abortions on postabortion contraception selection. Contraception 2015; 91: 398-402

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