Mammakarzinom

Gyn-Depesche 5/2016

Mehr Obst in der Jugend – weniger Brustkrebs im Alter

Ob eine faserreiche Ernährung die Entstehung von Krebs beeinflussen kann, wird immer wieder diskutiert. Eine US-amerikanische Studie lieferte neue Argumente: Wer in jungen Jahren viel Obst isst, erkrankt später offensichtlich seltener an einem Mammakarzinom.

Kommentar

Der Zusammenhang zwischen der Ernährung und dem Mammakarzinomrisiko ist seit über 40 Jahren Gegenstand von Studien. Eindeutig belegt ist bisher nur der negative Einfluss von Alkohol und Adipositas. Der Obst- und Gemüseverzehr im Erwachsenenalter zeigte in einer gepoolten Analyse von 20 Kohortenstudien dagegen keine Assoziation mit dem Brustkrebsrisiko. Dass die Ernährung in der Jugend von Bedeutung sein könnte, erscheint plausibel, denn bekanntermaßen wirken sich auch andere frühe Faktoren wie das Alter bei der Menarche auf das spätere Erkrankungsrisiko aus. Von besonderem Interesse ist die Beobachtung, dass ein hoher Obstkonsum in der Adoleszenz die Entstehung von hormonrezeptornegativen Tumoren stärker beeinflusst als die von rezeptorpositiven. Ähnliche Zusammenhänge ergaben sich auch in anderen kürzlich veröffentlichten Studien.

R Key TJ, Reeves GK: Alcohol, diet, and risk of breast cancer. BMJ 2016; 353: i2503
Im Rahmen der Nurses´ Health Study II hatten rund 90 000 prämenopausale Frauen im Jahr 1991 einen Fragebogen zu ihrer aktuellen Ernährung ausgefüllt. Sieben Jahre später gaben knapp 45 000 Frauen noch einmal Auskunft über ihre Essensgewohnheiten im Alter von 13 bis 18 Jahren.
Während der 22-jährigen Nachbeobachtungszeit traten 3235 Fälle von Brustkrebs auf. 1347 davon betrafen Frauen, von denen Informationen über das jugendliche Essverhalten vorlagen. Bei ihnen fand sich ein Zusammenhang zwischen dem früheren Obstkonsum und dem Brustkrebsrisiko: In der Quintile mit dem höchsten Verzehr (2,9 Portionen pro Tag) lag das Risiko um 25% geringer als in der Quintile mit dem geringsten Verzehr (0,5 Portionen pro Tag). Dies galt insbesondere für hormonrezeptornegative Tumoren. Keinen Einfluss auf die Entstehung von Brustkrebs hatten der Gemüseverzehr in der Jugend sowie der Obst- und Gemüsekonsum im Erwachsenenalter. Fruchtsäfte wirkten sich ebenfalls nicht auf das Krebsrisiko aus. Nach der Adoleszenz schien nur der regelmäßige Genuss von Früchten mit einem hohen Alpha-Carotin- Gehalt einen gewissen Schutz vor prämenopausalen Mammatumoren zu bieten. Während sich bei Teenagern insbesondere der Verzehr von Trauben, Bananen und Äpfeln positiv bemerkbar machte, waren es bei Erwachsenen eher Orangen und Grünkohl.
Dass das Brustgewebe während der Adoleszenz anfällig für karzinogene Einflüsse ist, wird seit langem vermutet. Bioaktive Substanzen aus Obst und Gemüse können in dieser Zeit wohl das spätere Karzinomrisiko senken. CW
Quelle:

Farvid MS et al.: Fruit and vegetable consumption in adolescence and early adulthood and risk of breast cancer: population based cohort study. BMJ 2016; 353: i2343

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