HIV-Infektion in der Schwangerschaft

Gyn-Depesche 6/2015

Minderdurchblutung durch Immundefizienz?

Einige Studien deuten darauf hin, dass bei HIV-Infizierten häufiger Schwangerschaftskomplikationen auftreten, die in Zusammenhang mit einer verringerten Plazentaperfusion stehen. Eine französische Studie konnte das nicht bestätigen.

In einer Pariser Geburtsklinik verglich man die Inzidenz von Schwangerschaftshypertonie, Präeklampsie und intrauteriner Wachstumsretardierung bei Schwangeren mit und ohne HIV-Infektion. In der Fall-Kontroll-Studie wurden 280 HIV-Fälle der doppelten Anzahl von nicht-infizierten Frauen gleichen Alters, gleicher Parität und gleicher geographischer Herkunft gegenübergestellt. Ca. 50% der HIV-Infizierten stand bereits vor der Schwangerschaft unter antiretroviraler Therapie, im dritten Trimenon waren es 94%. Hinsichtlich Schwangerschaftskomplikationen unterschieden sich die beiden Gruppen nicht signifikant: Die Gesamtrate lag bei 7,5% mit HIV und 9,8% ohne. Dopplersonographische Auffälligkeiten fanden sich allerdings in der Gruppe der HIV-Infizierten häufiger (16,8 versus 12,5%). Auch die Frühgeburtsrate war in der Fallgruppe erheblich höher (18,6 versus 8,0%). Dieser Unterschied war ausschließlich auf spontane Frühgeburten zurückzuführen; die Rate induzierter Frühgeburten war in beiden Gruppen gleich hoch (3,6%). Neonatale Tode traten in der HIV-Gruppe ebenfalls häufiger auf.
Von einer präkonzeptionellen antiretroviralen Therapie, der Viruslast und der CD4-Zellzahl war das Risiko unabhängig. In früheren Studien waren die Ergebnisse hierzu widersprüchlich. Aufgrund der Pathophysiologie wäre eine Assoziation zwischen dem Immunstatus und einer verminderten Plazentaperfusion durchaus schlüssig, geben die Autoren zu – auch wenn die Daten ihrer Studie dies nicht belegen. CW
Quelle:

Canlorbe G et al.: Vasculoplacental complications in pregnant women with HIV infection: a case-control study. Am J Obstet Gynecol 2015; 213: 241.e1-9

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