Aus schwedischen Patienten- und Verschreibungsregistern gingen die Daten von 6104 Colitis- ulcerosa-Patientinnen (CU) im Alter von 16 bis 51 Jahren hervor. Gut die Hälfte von ihnen verhütete zumindest zeitweise mit oralen Kontrazeptiva. Nach einem medianen Follow- up von 60 Monaten war bei 162 Frauen eine CU-assoziierte chirurgische Intervention erfolgt (Kolektomie oder Ileostomie). Es fand sich keine signifikante Assoziation zwischen einer früheren oder derzeitigen Einnahme der Pille und dem Risiko für eine CU-Operation (adjustierte Hazard Ratio 0,79 bzw. 0,74). Selbst höhere definierte Tagesdosen oder eine längere Anwendungsdauer wirkten sich nicht negativ aus. Ebenso wenig traten Unterschiede zwischen kombinierten und östrogenfreien oralen Kontrazeptiva zutage. Auch auf die Verordnung von Kortikosteroiden oder einer anti-TNFa-Therapie – die ebenfalls als Hinweise auf eine CU-Progression gewertet wurden – hatte die Pille keinen Einfluss. Zwar deuten Tiermodelle darauf hin, dass östrogenvermittelte Reaktionswege in der Pathophysiologie entzündlicher Darmerkrankungen eine Rolle spielen könnten. Humanmedizinische Studien schienen das beim Morbus Crohn zu bestätigen: Hier förderte die langfristige Einnahme kombinierter oraler Kontrazeptiva das Risiko einer Darm-OP. Auf die CU trifft das offensichtlich nicht zu. CW
Colitis ulcerosa PRAXIS-TIPP
Gyn-Depesche 2/2017
Pille beschleunigt Darmentzündung nicht
Es gibt Hinweise, dass die Langzeitanwendung von oralen Kontrazeptiva das Erkrankungsrisiko und die Progression eines Morbus Crohn erhöht. Für die Colitis ulcerosa scheint das aber nicht zu gelten.
Quelle:
Khalili H et al.: Oral contraceptive use and risk of ulcerative ... Am J Gastroenterol 2016; 111: 1614-20