Tumorspezifischer Antikörper - eine neue Therapie-Option

Gyn-Depesche 8/2000

Präzisionswaffe gegen Brustkrebs

Ab sofort steht mit Trastuzumab erstmals ein monoklonaler Antikörper gegen Brustkrebs mit Her2-Rezeptor-Überexpression als erstattungsfähige Therapie zur Verfügung. Weltweit profitierten bereits etwa 30 000 Frauen mit Mammakarzinom von der Behandlung mit Trastuzumab; ihre Überlebenszeit wurde signifikant verlängert.

Trastuzumab ist das erste tumorspezifische, gegen einen Wachstumsfaktor-Rezeptor gerichtete Arzneimittel zur Therapie von Brustkrebs. Der monoklonale Antikörper setzt selektiv am Her2-Rezeptor an, der mit aggressivem Krebszellwachstum assoziiert ist, und blockiert diesen, so dass ein Wachstumssignal für die Krebszelle unterbunden wird. Gegenüber Hormon- und Chemotherapie weist dieser tumorspezifische Wirkmechanismus zahlreiche Vorteile auf. Wachstumshemmende Effekte betreffen nicht mehr global alle proliferierenden Körperzellen, sondern gezielt Her2-exprimierende Krebszellen. Normale und gesunde Körperzellen werden geschont; typische Nebenwirkungen der Chemotherapie (Haarausfall, Übelkeit, Erbrechen, Hämatopoese-Schäden) fehlen. Die Lebensqualität der Frauen, die mit Trastuzumab behandelt werden, bleibt unbeeinträchtigt. Darüber hinaus können die spezifischen Antikörper auch ruhende Tumorzellen inaktivieren - bisherige Therapien waren nur bei proliferierenden Tumorzellen wirksam. Zwei internationale Zulassungsstudien belegen die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Trastuzumab bei metastasiertem Brustkrebs: Trastuzumab in Verbindung mit einem Taxan führte zu einer signifikant um 40% verlängerten Überlebenszeit bei nicht vorbehandelten Patientinnen mit einem metastasierten Mammakarzinom. Trastuzumab-Monotherapie bei bereits intensiv chemotherapeutisch vorbehan-delten Patientinnen induzierte in mehr als der Hälfte der Fälle den Stillstand des Tumorwachstums oder sogar eine deutliche Verringerung der Tumorlast.

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