Anatomische colorierte Zeichnung des weiblichen Beckenbodens mit den drei Muskelschichten.

Behandlungsoptionen bei Senkungsbeschwerden

Gyn-Depesche 2/2024

Prolaps-OP ist der Pessartherapie überlegen – aber nicht signifikant

Obwohl beide Therapieoptionen beim Beckenorganprolaps eine gute Symptomverbesserung zeigten, konnte eine randomisierte Studie die Nichtunterlegenheit der Pessartherapie gegenüber der Prolapschirurgie nicht nachweisen.

An der niederländischen Multicenterstudie nahmen 440 Frauen mit einem Beckenorganprolaps im POP-Q-Stadium II bis IV und mindestens mittelstarken Beschwerden teil. Sie erhielten randomisiert eine Pessar- oder operative Therapie. Nach 24 Monaten gaben sie anhand verschiedener validierter Fragebögen Auskunft über das Resultat. Wertete man die Ergebnisse der Befragung entsprechend der Randomisierung aus, so erreichten in der Pessargruppe 76,3 %der Patientinnen eine subjektive Verbesserung, in der OP-Gruppe 81,5 %. Allerdings hatten sich mehr als die Hälfte der Studienteilnehmerinnen nach einer initialen Pessaranpassung doch noch für eine chirurgische Intervention entschieden. Als Grund dafür nannten die meisten die Ausstoßung des Pessars. In der Per-Protokoll-Analyse gaben nur 70,3 % eine Verbesserung an, während es nach einer Prolaps-OP 83,3% waren. Bei beiden Auswertungsformen wurde die Grenze der Nichtunterlegenheit, die als Risikounterschied von zehn Prozentpunkten definiert war, nicht signifikant unterschritten. Auch bei den sekundären Studienendpunkten schnitt das Pessar teilweise schlechter ab. Miktionsbeschwerden gingen in der Per-Protokoll-Analyse nach einer Prolaps-OP signifikant stärker zurück. Dies war insbesondere auf geringere obstruktive Symptome zurückzuführen. Im Hinblick auf den Gesamt-Score der Sexualfunktion fanden sich dagegen keine signifikanten Unterschiede. Sexuell aktive Frauen berichteten durch die Pessartherapie sogar von einer ausgeprägteren Verbesserung Partner-bezogener Probleme. Die krankheitsbezogene Lebensqualität stieg in beiden Gruppen in vergleichbarem Ausmaß. Die häufigste unerwünschte Wirkung waren Unbequemlichkeit beim Pessar (42,7 %) und Harnwegsinfektionen bei der operativen Therapie (9,0 %).

Quelle: van der Vaart L et al.: Effect of pessary vs surgery on patient-reported improvement in patients with symptomatic … JAMA 2022; 328: 2312-23. doi: 10.1001/jama.2022.22385.
ICD-Codes: N81
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