Deszensus genitalis

Gyn-Depesche 4/2016

Schwangerschaftsbedingte Beckenbodensenkung regeneriert sich

Als wichtigste Risikofaktoren für einen Beckenorganprolaps gelten Geburten und höheres Lebensalter. Möglicherweise beeinflusst die Schwangerschaft selbst die Funktion des Beckenbodens jedoch stärker als die Art der Entbindung.

In einer norwegischen Universitätsklinik wurde bei 300 Nulliparae an insgesamt fünf Terminen während der Schwangerschaft und im ersten Jahr danach die Beckenbodenunterstützung mit Hilfe des POP-Q-Systems (Pelvic Organ Prolapse Quantification) bestimmt. Die Prävalenz eines Prolaps von mindestens Grad II (bis 1 cm an den Hymenalsaum und mehr) erwies sich mit 0 bis 10% insgesamt als niedrig. Am größten war sie sechs Wochen nach einer vaginalen Entbindung. Von der 21. bis zur 37. SSW bewegten sich die vaginalen POP-Q-Messpunkte (Ba, C, Bp) in kraniale Richtung, während sich der Hiatus genitalis (gh) und der Perinealkörper (pb) verlängerten. Sechs Wochen postpartum waren die vaginalen Messpunkte besonders im mittleren Kompartiment nach kaudal abgesunken, danach wanderten sie wieder kranial. Die postpartalen Veränderungen zeigten sich nach einer vaginalen Entbindung ausgeprägter als nach einer Sectio. Nach einem Jahr fanden die Autoren jedoch keine Anzeichen für eine Verschlechterung der Beckenorganunterstützung gegenüber den Ausgangswerten im mittleren Trimenon – mit Ausnahme des Zervixstands bei Frauen nach einer vaginalen Geburt. Offensichtlich wandelt sich die Beckenbodenfunktion sowohl in der Schwangerschaft als auch nach der – vaginalen oder operativen – Entbindung. Die Regenerationsfähigkeit innerhalb des ersten Jahres postpartum erwies sich jedoch als hoch. CW

Quelle:

Reimers C et al., BJOG 2016; 123: 821-9

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x