Harnwegsinfekte bei Senioren

Gyn-Depesche 5/2014

Schwierige Abklärung

Bei Patienten im fortgeschrittenen Alter bekommt man oft keine klare Anamnese. Trotzdem sollte es möglich sein, einen Harnwegsinfekt zu diagnostizieren.

Asymptomatische Bakteriurien kommen bei Seniorinnen in Pflegeheimen in bis zu 50% der Fälle vor. Sie sind für sich allein kein Anlass für eine Therapie, betonen britische Experten. Es wird empfohlen, von einer Harnwegsinfektion zu sprechen, wenn eines der folgenden Symptome vorliegt: Dysurie, Pollakisurie, suprapubischer Druckschmerz, Polyurie oder Hämaturie. Die Betroffenen sind aber oft nicht in der Lage, klare Auskunft über ihre Beschwerden zu geben. Für die Diagnose sollte man den Nach- weis einer Bakteriurie (mittels Kultur) und Zeichen einer systemischen Entzündung, wie Fieber, Hypothermie oder Erhöhung von Leukos oder CRP fordern. Verdacht auf Harnwegsinfekt erregt oft eine Veränderung im Zustand des Urins (Farbe, Geruch). Dahinter können aber z. B. Dehydrierung, Nierensteine oder bestimmte Nahrungsmittel stecken. Wenn man einen Urin-Stix auf Leukozyten und Nitrit macht, kann ein negatives Ergebnis einen Harnwegsinfekt ausschließen, ein positives ihn aber nicht beweisen. Auch eine Pyurie macht aus einer asymptomatischen Infektion noch keine symptomatische. Unspezifische Symptome wie Schwäche oder Krankheitsgefühl werden manchmal zum Anlass genommen, einen fraglichen Harnwegsinfekt mit Antibiotika zu behandeln. Bei jungen Frauen mit asymptomatischer Bakteriurie führte Antibiotika-Gabe zu einer Verdreifachung von Rezidiven. Auch bei Seniorinnen sollte man damit sehr zurückhaltend sein. WE

Quelle:

Ninan S et al.: Investigation of suspected urinary tract infection in older people. BMJ 348 (23-30 Aug 2014) 33-35

ICD-Codes: N39.0

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