Beckenbodenfunktion

Gyn-Depesche 6/2022

Sectio gegen Vaginalgeburt 1:0

Eine Senkung der Beckenorgane und eine Stressharninkontinenz beeinträchtigen die Lebensqualität erheblich – oft hilft nur eine Operation. Frauen, die alle Kinder per Sectio geboren haben, müssen sich allerdings nicht häufiger als Nulliparae einem solchen Eingriff unterziehen.
Frauen, die alle Kinder per Sectio geboren haben, müssen sich nicht häufiger einem Inkontinenz- oder Deszensus- Eingriff unterziehen. Zu diesem Ergebnis kommt eine schwedische Registerstudie, mit deren Hilfe ein Forschungsteam untersuchte, in welchem Ausmaß Vaginal- und Kaiserschnittgeburten sowie die Parität das langfristige Risiko für urogenitale Rekonstruktionseingriffe beeinflussen. Das Studienkollektiv umfasste 59.415 Frauen, die sich im Alter von über 45 Jahren einer Prolaps- und/oder Inkontinenzoperation unterzogen hatten. Das Referenzkollektiv bildeten mehr als 2,3 Millionen gleichaltrige Frauen aus der Allgemeinbevölkerung. Das Ergebnis: Frauen, die vaginal geboren hatten, waren in der Senkungs- und in der Inkontinenzoperationsgruppe über-, Nulliparae und Frauen mit ausschließlicher Kaiserschnittentbindung dagegen unterrepräsentiert.
Das absolute Risiko für einen Prolapseingriff war nach Vaginalgeburt 23- fach höher als in der Sectiogruppe. Ferner nahm das absolute Risiko für eine Prolaps- bzw. Inkontinenzoperation nach Vaginalgeburt mit der Parität zu. Letzteres beobachteten die Forschenden bei Nulliparae und bei ausschließlich per Sectio entbundenen Frauen nicht.
Inkontinenz- und Deszensuseingriffe betreffen nahezu ausschließlich Frauen, die ein Kind spontan geboren haben, schließen die Forschenden. Die erste Vaginalgeburt erhöht das Operationsrisiko dabei am deutlichsten. Kaiserschnitte beeinträchtigen dagegen offenbar die Beckenbodenfunktion nicht. LO
Quelle: Larsudd-Kåverud J et al.: The influence of pregnancy, parity, and mode of delivery on urinary incontinence and prolapse surgery-a national register study. Am J Obstet Gynecol 2022: S0002-9378(22)00591-9. doi: 10.1016/j. ajog.2022.07.035

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x