Dass eine Entbindung mittels Kaiserschnitt seltener als vaginale Entbindungen zur Harninkontinenz führt, wurde schon gezeigt. Wie aber sieht es mit der Langzeit-Inkontinenz aus? Und was ist mit Patientinnen, die mal vaginal und mal per Sectio entbinden? Antworten darauf lieferte nun eine Studie, die man kennen sollte, um Frauen bzgl. des Geburtsmodus optimal beraten zu können.
In die longitudinale Kohortenstudie wurden 7879 Schwangere eingeschlossen und per Fragebogen drei, sechs und zwölf Monate postpartum zu ihren Harninkontinenz-Problemen (UI, urinary incontinence) befragt.
Die Prävalenz der andauernden Harninkontinenz zwölf Jahre nach der Index-Geburt betrug 37,9%. Von den Frauen, die nach drei Monaten über UI klagten, litten nach zwölf Jahren 76,4% immer noch daran. Frauen, die Kinder ausschließlich per Sectio zur Welt gebracht hatten, wiesen ein um 58% reduziertes UI-Risiko auf, im Vergleich zu ausschließlich vaginal Entbindenden. Hatten die Frauen allerdings mal per Sectio und mal vaginal entbunden (Mix-Gruppe), verschwand der „Sectio-Vorteil“ bzgl. der UI. Dieser Effekt wurde hier erstmals nachgewiesen. Ein weiteres spannendes „Longitudinalstudiendetail“: Von den Primiparae, die nach zwölf Jahren unter UI litten, hatten zwei Drittel nach ihrer ersten Geburt noch keine UI. Allerdings entwickelte sich bei über 40% dieser initial „trockenen“ Frauen bis zum zwölften Jahr nach der Indexgeburt eine UI.
Weitere Risikofaktoren für eine andauernde UI waren höheres Alter bei der ersten Geburt, höhere Parität und Übergewicht/ Adipositas.
Kinder ausschließlich per Sectio zur Welt zu bringen, ist demnach UI-protektiv; einen 100%igen Schutz bietet aber natürlich auch die Sectio nicht. CB