Aus Zeit- und Kostengründen werden im Rahmen der ärztlichen Screening-Untersuchung auf Gonorrhoe oder eine Chlamydien- Infektion in der Regel nicht von allen potenziellen Infektionsorten Proben entnommen. Dies kann dazu führen, dass eine Infektion unentdeckt bleibt.
Ein britisches Forscherteam schlägt nun eine Lösung dieses Problems vor: Männer und Frauen können selbstständig Abstrichmaterial von verschiedenen Körperregionen entnehmen, die dann an ein Labor zur Auswertung gegeben werden. Ob diese Idee praktikabel ist, untersuchte die Arbeitsgruppe an einem Kollektiv von 1.284 Frauen sowie 509 Männern mit homosexuellen Kontakten. Alle Personen absolvierten eine ärztliche Abstrichentnahme und führten zusätzlich einen gepoolten Selbsttest durch. Dabei wurden jeweils Proben aus drei Körperregionen – Rachen, Rektum sowie Vagina (Frauen) bzw. Erststrahlurin (Männer) – untersucht.
Das Ergebnis: Die Selbsttests aus Rachen und Rektum erwiesen sich als genauso zuverlässig wie die vom Fachpersonal entnommenen Abstriche. In Bezug auf die Kostenbelastung war die Selbsttestung dem professionellen Screening jedoch überlegen. Weiterhin stellte die Arbeitsgruppe fest, dass bei einem einzelnen Vaginalabstrich bzw. Urintest eine große Zahl von Infektionen unentdeckt blieb.
Fast perfekt
Das Poolen der Abstrichproben hatte im Vergleich zur Einzelauswertung keine Nachteile in Bezug auf die Gonorrhoe-Detektion. Chlamydien wurden durch die Pooltests allerdings etwas schlechter erfasst als durch die Einzelabstriche, was möglicherweise an einem Verdünnungseffekt durch die Urinproben liegt.
Allen Frauen und allen homosexuell aktiven Männern sollte ein Dreifach-Selbsttest angeboten werden, fordern die Forschenden. Gegenwärtig arbeiten sie an Techniken zur Verbesserung der Chlamydien-Detektionsrate bei Männern: Ein geringeres Urinvolumen in Kombination mit einem Meatusabstrich könnte das Problem der Probenverdünnung beseitigen. LO