Das Zikavirus ist ein Arbovirus, von denen es hunderte gibt und die überwiegend RNA-Viren sind. Sie werden von Arthropoden wie Mücken und Zecken übertragen. Bislang gab es aber nur einige wenige Arboviren, die klinisch relvante Infektionskrankheiten beim Menschen verursachten. Zika wurde 1947 per Zufall in Uganda entdeckt. Das Virus zirkulierte überwiegend in wild lebenden Primaten und Mücken der Aedes-Gattung (aktuell vor allem Aedes aegypti, Gelbfiebermücke, und Aedes albopictus, Asiatische Tigermücke). Die endemische Ausbreitung ist seit Jahren in Breiten um den Äquator herum bekannt.
2015 wurde erstmals eine Zikavirus-Infektion in Brasilien registriert. Im Oktober 2015 berichtete das brasilianische Gesundheitsministerium von einer deutlichen Häufung von Mikrozephalien bei Föten und Neugeborenen. Das geschah vor allem in Gebieten, in denen zuvor auch Zikavirus-Infektionen berichtet worden waren. Im Fruchtwasser zweier Schwangerer mit einem Mikrozephalie-Föten konnte Zikavirus-RNA nachgewiesen werden. Zudem wurde in einem mit Mikrozephalie geborenen Kind in Blut und Gewebe Zikavirus-RNA gefunden. Aufgrund dieser Nachweise und der zeitlichen und räumlichen Zusammenhänge wird hypothetisiert, dass eine Zikavirus-Infektion während der Schwangerschaft, vor allem im ersten Trimenon, zu diesen Fehlbilungen führen kann. Es gibt also deutliche Indizien für einen kausalen Zusammenhang, aber keine Beweise. Es ist aktuell nicht auszuschließen, dass bestimmte Kofaktoren eine Infektion ermöglichen bzw. bis zur Mikrozephalie aggravieren können (z. B. kozirkulierende Erreger, Medikamente, Immunlage der Mutter). Der aktuelle Anstieg der Infektionszahlen respektive der Fehlbildungen ist bemerkenswert und bislang nicht erklärbar. Mittlerweile wurden etwa 4000 Kinder mit Mikrozephalie in Brasilien geboren, ein 20-facher Anstieg im Vergleich zu 2010 bis 2014. Allerdings ist ein Großteil der Zika-Verdachtsälle labortechnisch noch gar nicht verifiziert. Es kursieren Vermutungen, dass die in 2014 in Brasilien stattgefundene Fußballweltmeisterschaft zum Einschleppen der Erreger geführt haben könnte – ein Beweis hierfür steht freilich aus und dürfte wohl nie erbracht werden können.
Hautausschlag, subfebrile Temperatur, Konjunktivitis
Das klinische Bild einer Zikavirus-Infektion (außerhalb betroffener Föten) gilt als mild: Hautausschlag, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen, nichteitrige Konjunktivitis, subfebrile Körpertemperatur. Die Akutsymptome treten meist drei bis zwölf Tage nach dem Mückenstich auf und dauern bis zu einer Woche. Vermutlich verläuft ein großer Anteil der Infektionen asymptomatisch. Wahrscheinlich kann es nach Zikavirus-Infektion zu einem Guillain-Barré-Syndrom kommen. Wie lange das Virus nach einer Infektion im Blut und anderen Körperflüssigkeiten nachweisbar ist, ist unbekannt.
Aktuelle Empfehlungen für Deutschland
Es besteht heute grundsätzlich die Möglichkeit, dass sich Reisende in Länder der Zikavirus-Epidemie infizieren (z. B. Mittelamerika, Südamerika, Subsahara-Afrika, Indien, Südostasien). Auch eine von Mücken unabhängige sexuelle oder perinatale Übertragung ist denkbar. Sollte sich die Asiatische Tigermücke als kompetenter Vektor tatsächlich herausstellen, könnte es auch in Europa zu Infektionen kommen, denn Aedes albopictus kommt auch im südlichen Europa und punktuell in Süddeutschland vor. Treffen virämische Reiserückkehrer auf übertragungskompetente Mücken, ist eine begrenzte Weiterübertragung denkbar. Die Gesellschaft für Virologie e. V. sieht aktuell „in Deutschland jedoch keine Gefahr einer Infektion mit dem Zikavirus.“ Die GfV weiter: „Die Wahrscheinlichkeit, dass eine infizierte Mücke importiert wird, die das Virus auf eine Schwangere überträgt, ist als vernachlässigbar einzustufen.“
Eine sexuelle Übertragung des Zikavirus durch die Samenflüssigkeit von akut infizierten Männern kann aktuell nicht ausgeschlossen werden. Reiserückkehrer aus Endemiegebieten können sicherheitshalber für einen Zeitraum von drei bis vier Wochen Kondome verwenden, egal ob bei der Partnerin eine Schwangerschaft vorliegt oder nicht, empfiehlt Prof. Susanne Modrow, Institut für Mikrobiologie und Hygiene Regensburg.
Keine spezifische Therapie, keine Inpfung
Heute gibt es weder eine Impfung noch spezifische Therapien gegen eine Zikavirus-Infektion. Die Prävention beruht auf Vermeidung von Mückenstichen (Aedes-Mücken stechen auch tagsüber!). Die WHO hat Maßnahmen zur Prophylaxe von Mückenstichen und zur Reduzierung von Mückenpopulationen zusammengestellt (vgl. Abb. 1 und 2):
- Fenster schließen, Fliegengitter verwenden
- Verwendung von Mückenrepellentien
- helle Kleidung mit langen Ärmeln und Hosenbeinen tragen
- Verwendug von Moskitonetzen über dem Bett
- Stellen mit stehendem Wasser vermeiden (z. B. Regentonnen, Blumentöpfe, Vasen, alte Reifen, Haustiertränken)
Reisende in tropische Länder auf allen Kontinenten sollten über den aktuellen Stand informiert werden. Sie sollten sich gegen Stechmücken schützen (s. o.). Reisende, die innerhalb von drei Wochen nach Rückkehr aus einem betroffenen Gebiet Symptome entwickeln, sollten einen Arzt aufsuchen und diesen auf ihre Reise hinweisen. Es sollte im Rahmen der Diagnostik immer auch eine Urinprobe zum Virusdirektnachweis gewonnen werden. Schwangere sollten bei Vorsorgeuntersuchungen ihren Gynäkologen ggf. auf eine Reise in die betroffenen Länder hinweisen. Schwangere, Menschen mit Immunstörungen oder anderen schweren chronischen Krankheiten und kleine Kinder sollten vor Reiseantritt ihren Hausarzt aufsuchen und sich reisemedizinisch beraten lassen.
Schwangere sollten Reisen in bekannte Zikavirus-Ausbruchsgebiete vermeiden. Sind Reisen unvermeidlich, gelten für sie alle oben genannten Vorsichtsmaßnahmen.
Labordiagnostik
Innerhalb der ersten Erkrankungstage kann man Virus-RNA im Blut und Urin nachweisen. Der Nachweis von Zikavirus-spezifischen Antikörpern ist aktuell nicht zuverlässig möglich, aber ein teilweise validiertes kommerzielles Testsystem steht seit kurzem in Deutschland zur Verfügung. Aufgrund der Verwandtschaft zum Dengue-, Gelbfieber- und West-Nil-Virus kann es zu Antikörper-Kreuzreaktionen kommen (insbesondere wenn Patienten bereits Infektionen mit diesen Viren hatten oder gegen Gelbfieber geimpft sind).
Erster Fall in den USA, aktueller Fall in Deutschland
Am 25. Januar 2016 wurde die erste labordiagnostisch bestätige Zikavirus-Infektion auf dem Territorium der USA berichtet (St. Croix, eine der drei Hauptinseln der Virgin Islands, östlich von Puerto Rico). Die nicht-schwangere Patientin entwickelte am 1. Januar Fieber, Hautausschlag, Konjunktivitis und Arthralgien. Sie war in den drei Wochen zuvor nicht in einem Zikavirus-Endemiegebiet gewesen. Die WHO empfiehlt aktuell dennoch keine Reise- und Handelsrestriktion für die USA.
Auch in Deutschland gab es jüngst einen Zikainfektions-Fall. Allerdings war dabei die Infektion nicht in Deutschland erworben sondern "eingeschleppt". Der Patient stellte sich einige Tage nach einem Venezuela-Aufenthalt mit den typischen (untypischen) Symptomen vor. Eine stationäre Aufnahme war nicht notwendig, die Behandlung erfolgte symptomatisch. Die Blutuntersuchung im Bernhardt-Nocht-Tropeninstitut in Hamburg bestätigte die Verdachtsdiagnose "Zikavirus-Infektion".
Quellen
- Fauci AS, Morens DM: Zika virus in the Americas – yet another arbovirus threat. N Engl J Med 2016; Epub Jan 16
- Gulland A: WHO urges countries in dengue belt to look out for zika. BMJ 2016; 352: i595
- Robert-Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin 2/2016, 18.01.2016
- Gesellschaft für Virologie e. V., www.g-f-v.org (4.2.2016)
- World Health Organisation (WHO), www.who.int (4.2.2016)
- Heinrich Heine Universität Düsseldorf, www.uni-duesseldorf.de (4.2.2016)