Eine kurze Zervix im zweiten Trimenon weist auf eine drohende Frühgeburt hin. Studien belegen, dass die vaginale Applikation von Progesteron dieses Risiko unter bestimmten Voraussetzungen vermindern kann. Eine Metaanalyse der relevanten Studien produzierte aussagekräftige Daten, die für ein Routine-Screening sprechen.
Eine Datenbanksuche brachte fünf qualitativ hochwertige Studien zutage, an denen insgesamt 775 Schwangere im zweiten Trimenon mit sonographisch nachgewiesener asymptomatischer Zervixverkürzung (≤ 25 mm) teilgenommen hatten. Die Frauen waren mit vaginalem Progesteron oder Plazebo behandelt worden. Primäres Ziel war die Prävention von Frühgeburten. Man wertete die individuellen Patientendaten aus. Die Behandlung erfolgte in zwei Studien mit einem Vaginalgel (90 mg/d), in den anderen mit Suppositorien (100 mg/d), Kapseln oder Pessaren (200 mg/d). Sie begann zwischen der 18. und 24. SSW und wurde bis zur 34. oder 36. SSW fortgeführt.
Vaginales Progesteron reduzierte das Risiko einer Frühgeburt vor der 33. SSW um 42% gegenüber Plazebo. Das Risiko einer Entbindung vor der 35. SSW sank um 31%, das vor der 28. SSW sogar um die Hälfte. Für späte Frühgeburten bis zur 36. Woche ergab sich lediglich ein Trend zur Reduktion.
Signifikante Vorteile fanden sich auch bei den sekundären Kriterien: Die Babys der behandelten Mütter litten seltener an Atemnotsyndrom, mussten nicht so häufig intensivmedizinisch betreut werden und neonatale Morbidität und Mortalität waren geringer. Keine signifikanten Unterschiede zwischen Verum und Plazebo gab es bei Nebenwirkungen, Studienabbrüchen oder fetalen Anomalien.
Dank der größeren Fallzahlen konnte in der Metaanalyse erstmals gezeigt werden, dass die erzielten Effekte unabhängig davon waren, ob die Frauen zuvor bereits spontane Frühgeburten erlebt hatten. Auch die Art der Applikation und die eingesetzte Dosierung wirkten sich nicht auf die Ergebnisse aus. Nicht geklärt werden konnte dagegen, ob Schwangere mit einer stark verkürzten Zervix unter 10 mm von der Progesteronbehandlung in gleichem Maße profitieren. Auch bei Zwillingsschwangerschaften ergaben sich weniger eindeutige Vorteile; signifikant gesenkt werden konnten hier nur die neonatale Morbidität und Mortalität.
Die vaginale Progesteronapplikation bietet sich nach Ansicht der Autoren künftig als Alternative zur Cerclage oder zu 17α-Hydroxyprogesteron-Caproat an bei Einlings-schwangeren mit Zervixverkürzung und Frühgeburtsanamnese. CW