Eine französische Studiengruppe identifizierte in Datenbankanalysen 15 relevante Studien, die sich mit Essstörungen bei ART-Patientinnen befassten. Die Prävalenz schwankte zwischen 0,13 und 44 %, je nachdem welche Typen von Essstörungen eingeschlossen und welche Diagnosekriterien verwendet wurden. Auf die gesamte Lebenszeit infertiler Patientinnen bezogen war Anorexia nervosa die häufigste Form. Bei aktuellen Essstörungen dominierten nicht eindeutig zuzuordnende Formen („Eating Disorder Not Otherwise Specified“) und Binge-Eating- Störungen. Neun von zehn Studien, die das Körpergewicht der essgestörten Patientinnen überprüften, fanden einen normalen BMI (18,5-25 kg/m2). Bis zu drei Viertel der Betroffenen sprachen mit ihrem Arzt nicht über ihr problematisches Essverhalten.
Der Anteil der Frauen mit Essstörungen unter Schwangeren wird in der Literatur mit 5,1 bis 7,5 % angegeben. Damit läge die Prävalenz unter ART-Patientinnen bis zu sechsmal höher.
Praxisfazit: Angesichts der potenziell schlechteren Schwangerschaftsergebnisse sollte auch bei normalgewichtigen subfertilen Frauen frühzeitig die Möglichkeit einer Essstörung in Betracht gezogen werden. Erste Hinweise geben können etwa Fragen nach dem subjektiven Körperbild, nach intensivem sportlichen Training oder strengen Diäten. Zusätzlich werden kurze Screening-Instrumente wie der 5-Punkte- Fragebogen SCOFF oder der deutsche EAT-8 empfohlen. CW