Evolution

Gyn-Depesche 5/2019

Warum wurde das Becken so eng angelegt?

Ein zu enges Becken im Verhältnis zum Schädel des Feten ist ein relativ häufiges Problem. Man löst es in der Regel durch Sectio. Das müsste aber nicht sein, wenn sich die Evolution nicht auf einen so knappen Geburtskanal versteift hätte.
1960 wurde postuliert, die Beckenweite sei ein Kompromiss zwischen den Anforderungen des aufrechten Gangs und der Gebärfähigkeit. Aus Sicht der drei Autoren ist weniger die Weite des Beckens an sich, sondern vielmehr dessen Flexibilität der Knackpunkt: Der Geburtskanal soll den Fetus freigeben können, aber während der langen Tragezeit müssen Eingeweide und Fetus gestützt werden. Diese Hypothese hat Implikationen für das Verständnis der Beckenboden-Dysfunktionen. Entstehen diese schon bei der Geburt, ist die Enge des Beckens der Auslöser; zu Becken-Dysfunktionen während der Schwangerschaft disponiert eher ein weites Becken. Harninkontinenz und Vaginalprolaps kommen vermehrt bei Frauen mit weitem knöchernem Becken vor. Fortschritte in der Perinatalmedizin wirken der natürlichen Sektion teilweise entgegen, da Frühgeburten durch Beckenbodenschwäche besser überleben. WE
Quelle: Palicev M et al.: Evolution of the human pelvis and obstructed labor ... Am J Obstet Gynecol 2019; Epub Jun 25; doi: 10.1016/j.ajog.2019.06.043

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