66 Patienten aus 35 Familien, bei denen im Rahmen der genetischen Beratung eine BRCA1- und BRCA2-Analyse durchgeführt worden war, füllten vor der Eröffnung ihres Testergebnisses und acht Wochen später einen validierten Fragebogen zu ihrer psychischen Verfassung aus (Self-Rating Depression-Scale). Ausschließlich Carrier (n = 34) wurden drei Monate nach der Mitteilung ihrer Genmutation im Rahmen einer genetischen Beratung nach ihrer Einstellung zu einer prophylaktischen Mastektomie und Ovarektomie befragt. Nur eine Minderheit (21%) zog die Mastektomie in Betracht: sechs der Frauen hatten bereits Brustkrebs und nur eine war nicht erkrankte Trägerin der Mutation. Als Gründe für diese ablehnende Haltung wurde überwiegend Angst und Verlust von Lebensqualität genannt. Bei den gesunden Trägerinnen spielte als mögliche Motivation für die Mastektomie die Reduktion des Krebsrisikos eine geringe Rolle (30% im Vgl. zu 52% der bereits Erkrankten), ebenso wenig wie die Angst, an Brustkrebs zu sterben (30% vs. 48% der Erkrankten). Einer Ovarektomie standen immerhin 50% der Trägerinnen aufgeschlossen gegenüber, da ihre Furcht vor einer Einbuße ihrer weiblichen Identität geringer war als bei den Brustkrebs-Genträgerinnen. Der Depressions-Score veränderte sich bei Carriern nach der Mitteil-ung nicht (da viele bereits an Brustkrebs erkrankt waren, war der Score von vornherein hoch); bei Nicht-Carriern nahm er aber zu, was mit vermehrten Schuldgefühlen erklärt wird.
Skepsis bei den Betroffenen:
Gyn-Depesche 8/2000
Was denken Träger von BRCA-Mutationen über prophylaktische Mastektomie und Ovarektomie?
Die Bestimmung von BRCA1 und BRCA2 in Mamma- und Ovarial-CA-Familien ist heute möglich. Wie sich das Wissen um einen möglichen Carrier-Status bei den Betroffenen auswirkt, wurde an der Universität Wien untersucht.
Quelle: Wagner, TMU: Attitude towards prophylacti surgery and effects of genetic conselling in fmilies with BRCA mutations, Zeitschrift: BRITISH JOURNAL OF CANCER, Ausgabe 82 (2000), Seiten: 1249-1253