Infektiöse Infertilität

Gyn-Depesche 1/2016

Was macht Chlamydien so gefährlich?

Chlamydia trachomatis ist das am häufigs ten sexuell übertragene Bakterium weltweit. Aszendiert die Infektion zu den Tuben, kann Infertilität resultieren. Wie genau funktioniert aber dieser Effekt der Tubenzerstörung?

Die irreversible und dauerhafte Schädigung der Tuba uterina durch Chlamydien ist eine Konsequenz der angeborenen und erworbenen Immunantwort des Organismus. Dabei können Chlamydien bestimmte Proteine des Wirts angreifen, die in die Entzündungsreaktion und Fibrose involviert sind. Das sind z. B. Caspase-1 und MMP-9 (Matrix-Metalloproteinase). MMP sind Endopeptidasen, die zur normalen Gewebehomöostase notwendig sind. Sie können die Basalmembran durchlässig machen und helfen chemotaktisch, Entzündungszellen anzulocken.
Eine Chlamydieninfektion führt zur Expression von Muzinen und MMP. Diese MMP führen dann zur Fibrose der Tube und zu einer Chlamydien-bedingten Vernarbung. Folgende Stufen werden dabei durchlaufen, postulieren die Autoren: (1) Die andauernde Infektion wird von Chlamydien stimuliert; (2) Rekrutierung und Aktivierung von Immunzellen, die an einer Fibrose-generierenden Antwort beteiligt sind und MMP sezernieren; (3) MMP-2 und MMP-9 induzieren Tenascin-C-Expression (Glykoprotein der Extrazellulärmatrix; (4) Die Vernarbung „exazerbiert“ durch eine positive Feedback- Schleife MMP/Tenascin-C.
Diese Mechanismen könnten eines Tages auch dazu genutzt werden, um zur Kontrazeption die Tuben zu okkludieren. CB
Quelle:

Hafner LM: Pathogenesis of fallopian tube ... Contraception 2015; 92: 108-15

ICD-Codes: A56.0

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