Krebs-Screening

Gyn-Depesche 2/2017

Was wir wissen, nicht wissen und glauben ...

„Keine onkologische Vorsorgemaßnahme hat jemals bewiesen, dass sie wirklich Leben rettet“, so die provokante These von Dr. Vinay Prasad aus Portland, USA. Warum das so ist, und was man dagegen tun könnte, weiß er auch ...

Ein zentrales Missverständnis sei, so Prasad, den Wert eines onkologischen Screenings anhand der reduzierten tumorspezifischen Mortalität anstelle der Gesamtmortalität zu bemessen. Denn der echte Nettonutzen ließe sich eben nur anhand der tatsächlich geretteten Leben berechnen. Aber eben diese Senkung der Gesamtmortalität wurde bislang für Screeningmaßnahmen kaum in Studien nachgewiesen. Beispiel Hämoccult-Test: Während eines 30-jährigen Follow-up gab es 128 Kolonkarzinom-Todesfälle pro 10 000 Teilnehmer in der Screeninggruppe. Im Kontrollarm waren es 192/10 000, ein signifikanter Unterschied von 64/ 10 000. Allerdings betrug der Unterschied an gesamten Todesfällen lediglich 2/10 000, was nicht signifikant war. Um einen signifikanten Unterschied zu sehen, hätte die Studie fünfmal größer sein müssen. Vergleichbare Rechnungen stellte Prasad auch für den PSA-Test, die Mammographie und den Lungenkrebs vor. Die Unsummen, die aktuell in die Promotion von Screeningprogrammen fließen, solle man besser in ausreichend gepowerte Studien stecken, um endlich nachzuweisen, wie viele Leben das Screening wirklich rettet. Er fordert von Ärzten, zumindest ehrlich zu sein und mit den Patienten zu besprechen, welche Daten wir wirklich zur Effektivität von Screeninguntersuchungen haben, und auch die negativen Effekte wie Überdignostik, Übertherapie. CB

Quelle:

Prasad V et al.: Why cancer screening has never been shown to ... BMJ 2016; 352: h6080

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