Trametinib bei niedriggradig serösen Ovarialturmoren

Gyn-Depesche 4/2022

Zielgerichtete Therapie für seltenen Subtyp

Etwa jedes zwanzigste epitheliale Ovarialkarzinom wird dem niedriggradig serösen Subtyp zugeordnet. Der MEK-Inhibitor Trametinib könnte das aktuell noch sehr eingeschränkte Therapiespektrum bald erweitern.
Epitheliale Ovarialkarzinome werden in fünf verschiedene histologische Subtypen unterteilt: hochgradig seröse, endometrioide, klarzellige, muzinöse sowie niedriggradige seröse Tumoren. Letztere sind eine seltene und wenig erforschte Form des Eierstockkrebses, die erst seit 2004 als eigenständige Entität gilt. Typisch sind ein jüngeres Alter bei Diagnosestellung, eine relative Chemotherapieresistenz und ein längeres Gesamtüberleben (OS) im Vergleich zu hochgradig serösen Karzinomen. Die meisten niedriggradigen serösen Ova-rialtumore werden im fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert und bei über 70 % kommt es zu einem Rezidiv. Bislang beruhten die Behandlungsempfehlungen für niedriggradige Eierstocktumore auf extrapolierten Ergebnissen aus Studien, die hauptsächlich Patientinnen mit hochgradig serösem Karzinom einschlossen, obwohl sich die Tumorentitäten hinsichtlich Biologie und klinischem Verhalten deutlich voneinander unterscheiden.
Das niedriggradige seröse Karzinom des Eierstocks oder des Peritoneums ist oft durch Alterationen im MAP-Kinase-Signalweg gekennzeichnet. Eine mögliche Therapieoption sind daher Hemmer dieses Signalweges – sogenannte MEK-Inhibitoren. Im Fachmagazin Lancet veröffentlichten Autoren um Prof. David Gershenson von der University of Texas nun die ersten positiven Daten zum Einsatz eines MEK-Inhibitors bei niedriggradigen serösen Ovarialkarzinomen im Rahmen einer randomisierten klinischen Phase-II/III-Studie. Dabei wurde der MEK-Inhibitor Trametinib mit einer Standardtherapie bei 260 Patientinnen mit rezidiviertem oder progredientem Tumor verglichen. Fast die Hälfte der Teilnehmerinnen hatte drei oder mehr vorangegangene Therapielinien erhalten.
Nach median 31 Monaten erfolgte die Auswertung zum primären Endpunkt: Unter Trametinib zeigte sich mit median 13 Monaten ein signifikant längeres progressionsfreies Überleben (PFS) als unter der Standardtherapie (7,2 Monate). Zudem war Trametinib mit einem vierfach höheren Therapieansprechen verbunden und zeigte einen Trend zu einem vorteilhaften OS (und das trotz der 68 % der Patientinnen in der Standardbehandlungsgruppe, die im Studienverlauf zu Tra-
metinib übergewechselt waren). Zwar wurde der Vorteil im PFS auch bei Patientinnen ohne Mutation in den Genen KRAS, BRAF oder NRAS deutlich, allerdings war der Effekt bei einem positiven Mutationsstatus wesentlich höher. Bis eindeutige Aussagen dazu getroffen werden können, wie der Mutationsstatus mit dem Thera-pieergebnis zusammenhängt, müssten aber weitere Daten abgewartet werden, so die Autoren.
Die Rate toxischer Effekte war unter Trametinib höher als unter der Standardtherapie. Dennoch war sie vergleichbar mit der Nebenwirkungsrate, die bereits bei anderen Krebsarten (z. B. Melanom) unter einer Therapie mit MEK-Inhibitoren beobachtet worden war. Die Autoren erachten die Therapie mit Trametinib als wichtige Option bei Patientinnen mit fortgeschrittenem niedriggradig serösem Ovarialkarzinom. RG
Quelle: Gershenson DM et al. Trametinib versus standard of care in patients with recurrent low-grade serous ovarian cancer (GOG 281/LOGS): an international, randomised, open-label, multicentre, phase 2/3 trial. Lancet 2022; 399(10324): 541-53

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