Frauen mit diaphragmaler Endometriose erkennen
Zwischen 0,19 % und 1,5 % der intraabdominalen Endometriose-Herde befinden sich am Zwerchfell. In einer zwischen 2006 und 2020 prospektiv durchgeführten Studie hat eine Forschungsgruppe vom Universitätskrankenhaus Bern die Charakteristika von Endometriose-Patientinnen mit und ohne Zwerchfellbefall verglichen. Unter den insgesamt 1.372 laparoskopisch untersuchten Patientinnen lagen bei 4,7 % diaphragmale Herde vor. Im Großteil der Fälle war die rechte Seite betroffen (92,3 %). Die Infertilitätsrate war bei den Frauen mit Zwerchfellbeteiligung etwa zweifach höher als bei denen ohne (58,2 % vs. 28,7 %). Auch die Inzidenz von fortgeschrittener Endometriose (rASRM III oder IV) war in der Gruppe mit diaphragmalen Herden extrem hoch (78,4 %). Hinsichtlich Dysmenorrhoe, Dyspareunie, Dysurie oder Dyschezie zeigten sich keine Unterschiede zwischen den Gruppen. Jedoch präsentierte sich die Patientin mit Zwerchfellbefall typischerweise mit Schulterschmerzen.
Die Jüngsten haben die stärksten Schmerzen
Obwohl die ersten Symptome einer Endometriose meist schon im Jugendalter auftreten, erfolgt die Diagnose oft erst Jahre später. In einer Umfragestudie haben Mediziner vom Endometriosezentrum des Universitätsspitals Bern an 630 Frauen mit bestätigter Endometriose untersucht, inwiefern sich die Symptome jugendlicher Patientinnen von denen erwachsener unterscheiden. Sie konnten zeigen, dass die anhand der visuellen Analogskala (VAS) erhobene subjektive Schmerzintensität bei jungen Betroffenen unter 24 Jahren im Schnitt deutlich über der von älteren Patientinnen lag: Die VAS-Scores für Dyspareunie und Dysmenorrhoe waren bei den jungen Probandinnen signifikant höher (8,1 vs. 7; 4,8 vs. 3,3). Dieser Trend ließ sich zwar auch für die Dysurie, Dyschezie und nicht zyklische Beschwerden bestätigen, die altersabhängigen Unterschiede hinsichtlich der Schmerzstärke erreichten jedoch keine Signifikanz.
Die Daten unterstreichen die Bedeutung einer frühen Diagnose und Therapie der Endometriose, um einer Schmerzchronifizierung und einer langfristig verminderten Lebensqualität entgegenzuwirken.
Uterusfehlbildung bei drei von vier Frauen mit Endometriose
In einer retrospektiven Studie beobachteten Gynäkologen des Evangelischen Klinikums Köln Weyertal eine hohe Prävalenz von Uterusfehlbildungen bei Frauen mit Endometriose. Für die Analyse hatten sie 279 Fälle einer Uterusfehlbildung, sowohl als Haupt- als auch als Nebendiagnose, auf Endometriose-Herde überprüft. Eine Selektion der Patientinnen fand nicht statt – es wurden alle Frauen mit Uterusfehlbildung untersucht, die zwischen 2014 und 2019 in die Klinik eingewiesen worden waren. Mit 94,2 % handelte es sich meist um eine nicht obstruktive Fehlbildung der Gebärmutter.
Bei drei von vier Frauen mit Uterusfehlbildung fand sich eine histologisch gesicherte Endometriose (74,9 %). Besonders hoch war die Prävalenz bei den wenigen eingeschlossenen Frauen mit obstruktiver Fehlbildung. Die Autoren empfehlen daher, bei uterinen Fehlbildungen – vor allem bei obstruktiven – gezielt nach Endometriose- Herden zu suchen.
Neurogene Entzündung könnte azyklische Schmerzen fördern
Einige Frauen mit Endometriose entwickeln auch unter einer Hormontherapie chronische Unterbauchschmerzen. Ein Grund dafür könnte die bei Endometriose- Patientinnen gesteigerte Sensibilisierung peripherer Nervenfasern sein. Zu diesem Schluss kam eine Arbeitsgruppe vom Endometriosezentrum der Charité Berlin. Die Forscherinnen hatten chirurgisch entfernte endometriale Läsionen immunhistochemisch angefärbt, um die Expression verschiedener Endometriose-assoziierter Nervenfasern und Nozizeptoren zu untersuchen. Unabhängig davon, ob die Frauen eine Hormontherapie erhielten oder nicht, fand sich im Vergleich zu nicht erkrankten Frauen eine höhere Dichte an sensiblen Nervenfasern, die wiederum signifikant mit der Stärke der Dyspareunie korrelierte.
Schon länger wird vermutet, dass neurogene Entzündungsmechanismen bei der Entstehung chronischer Unterbauchschmerzen im Rahmen der Endometriose eine Rolle spielen. Die in der Studie beobachteten aktivierten sensorischen Nervenfasern – Zeichen einer neurogenen Inflammation – bestätigen diese Hypothese.