Gyn-Depesche 5/2020

Frühe Urinprobe zeigt spätere Erkrankung

Kalifornische Wissenschaftler entwickelten ein Modell, das schon in der Frühschwangerschaft mit hoher Genauigkeit einen späteren Gestationsdiabetes vorhersagt.
In einer paarweisen Fall-Kontroll-Studie verglich man das Metabolom in einer Urinprobe von 46 Frauen mit Gestationsdiabetes (GDM) und 46 gesunden Schwangeren. Fälle und Kontrollen stimmten jeweils hinsichtlich des Alters, des BMI und des Gestationsalters zum Zeitpunkt der Urinprobe (6. bis 19. SSW) überein. Bei zwei Drittel der Betroffenen wurde der GDM nach der 24. SSW diagnostiziert.
Mittels Hochdruckflüssigkeitschromatographie / Massenspektrometrie untersuchte man den bis dahin tiefgekühlt aufbewahrten Urin auf 626 verschiedene niedrigmolekulare Metabolite. Elf Substanzen erwiesen sich als unabhängig assoziiert mit GDM. Sieben davon gingen schließlich in ein Modell ein, das die Manifestierung mit einer Genauigkeit von 96,7 % voraussagte. Die kritischen Metabolite entstehen im Wesentlichen beim Abbau von Aminosäuren (Argininat, Saccharopin, Dihydroorotat) und bei antioxidativen Prozessen (Lanthionin, Nicotinat-Ribonukleosid, 7,8-Dihydroneopterin). Als Biomarker mit dem höchsten prädiktiven Einzelwert erwies sich Dihydroorotat, das es bereits „im Alleingang“ auf eine Vorhersagegenauigkeit von 71,7 % brachte.
Das veränderte metabolische Profil spiegelt nach Ansicht der Autoren den Hyperglykämie-induzierten oxidativen Stress und Entzündungsreaktionen wider. Möglicherweise fördern die beteiligten Stoffwechselprozesse zudem epigenetische Veränderungen, die zu einem langfristig erhöhten Risiko für kardiovaskuläre und metabolische Erkrankungen beitragen können.
Die Autoren hoffen jetzt, dass sich ihr Modell in einer größeren Studie bewährt. Dann böte der Nachweis des veränderten Metaboloms im Urin die Möglichkeit, GDM künftig schon im ersten Trimenon zuverlässig zu diagnostizieren. Die klinische Anwendung erleichtert, dass der Test unabhängig vom maternalen Alter, dem BMI und dem Zeitpunkt der Urinprobe mit hoher Treffsicherheit funktioniert. CW
Quelle: Koos BJ et al.: Early pregnancy metabolites predict gestational diabetes mellitus: implications for fetal programming. Am J Obstet Gynecol 2020; doi: 10.1016/j.ajog.2020.07.050
ICD-Codes: O24.4

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