Mammakarzinom

Gyn-Depesche 1/2016

Molekulare Muster markieren Metastasierung

Zertifizierte Fortbildung

Mit Mikroarray-Techniken kann man diverse Subtypen von Brustkrebs unterscheiden. Diese Varianten korrelieren auch mit dem biologischen Verhalten der Tumoren hinsichtlich der Metastasierung. Damit erhält man Hinweise für die Therapie individueller Patientinnen.

Renaissance einer Hypothese

Das mehr als 100 Jahre alte „seed and soil“- Konzept fällt in der aktuellen Krebsforschung auf fruchtbaren Boden. Man hat erkannt, dass bei der Metastasierung Krebszellen nicht einfach irgendwo hin geschwemmt werden. Vielmehr ist das ein zielgerichteter Prozess, für den nichtmaligne Zellen eine entscheidende Rolle spielen. Im Falle des Ovarialkarzinoms tragen verschiedene Zellarten des Tumor-Stromas zur Förderung der Absiedlung bei (Yeung TL et al., 2015). Wenn sich Filiae von Lungenkrebs, Mammakarzinom oder Melanom im Gehirn niederlassen, sind offenbar Mikroglia und Astrozyten an der Bereitung des Bodens beteiligt (Fidler IJ, 2015). Die größte Bedeutung haben aber vermutlich „krebsassoziierte Fibroblasten“ (CAFs). Sie kommunizieren mit anderen Stromazellen des Tumors und ändern dabei ihre biologischen Eigenschaften. Neue therapeutische Strategien richten sich auch gegen diese Zellen (Ishii G et al., 2015).

Trotz unübersehbarer Fortschritte in der Therapie des Mammakarzinoms bleibt dieses bei Frauen die wichtigste Ursache von Krebstodesfällen. Letal ist in der Regel die Ausbreitung von Metastasen.
Die Metastasierung ist ein vielstufiger Prozess, mit verschiedenen Mustern des distalen Organbefalls. Mittels Genexpressions-Profilen wurden schon einige Korrelationen von Marker-Kombinationen mit der Art der Absiedelung definiert. Die klinische Anwendung dieser Daten ist aber noch nicht weit gediehen. Eine niederländische Arbeitsgruppe wollte diesen Prozess voranbringen und konzipierte eine retrospektive Analyse der Daten von Gewebe-Mikroarrays, die bei 263 Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs vorgenommen worden waren und folgende Marker einschlossen: Östrogen-Rezeptor (ER), Progesteron- Rezeptor (PG), Human epidermal growth factor receptor 2 (HER2), Epidermal growth factor receptor (EGFR), Zytokeratin (CK5/6 und CK 14), E-Cadherin, TP53 und Ki67.
Die Mammakarzinom-Proben wurden in folgende Muster unterteilt: ER+/HER2-/Ki67high, ER+/HER2-/Ki67low, ER+/HER2+, ER-/HER2+ und ER-/HER2-.
Die mediane Zeit bis zum Auftreten von Metastasen betrug insgesamt 30 Monate. 75,8% der Fernmetastasen entwickelten sich innerhalb von fünf Jahren nach der Therapie des Primärtumors. Die mediane Überlebenszeit betrug bei der Kombination ER-/HER2- 27 Monate, bei positivem HER2 52 Monate, bei dem Muster ER+/HER2-/Ki67high 76 Monate und schließlich bei ER+/HER2-/Ki67low 79 Monate.
Knochenmetastasen waren die häufigste Art von Fernmetastasen (70,6%), gefolgt von Leber- (54,5%) und Lungenmetastasen (31,4%). Viszerale Metastasen (in Leber, Lunge oder Gehirn) fand man bei 76,8% des Kollektivs. Tumoren mit ER-/HER2- korrelierten in 81% mit viszeralen und in 55,2% mit Knochenmetastasen. Lag der Marker HER2+ vor, waren es 77,4% bzw. 69,8%, bei ER+/HER2-/Ki67high 75,7% und 87,8% sowie bei ER+/HER2-/Ki67low 76,9% bzw. 73,1%.
Patientinnen, die viszerale Metastasen entwickelten, bekamen im Verlauf häufiger multiple Metastasen, verglichen mit Patientinnen mit Knochenmetastasen. Das Metastasierungsmuster war ähnlich bei Frauen, die eine adjuvante systemische Therapie erhielten bzw. keine.

Der Östrogenrezeptor-Status war signifikant positiv korreliert mit Knochenmetastasen. Marker wie E-Cadherin und Zytokeratin 14 korrelierten mit viszeralen Metastasen. Bei TP53-Positivität traten vermehrt Gehirn-Metastasen auf. Die HER2-Positivität war in dieser Studie kein eindeutiger Marker für ein erhöhtes Risiko von Gehirn-Metastasen. Dies steht im Gegensatz zu anderen Untersuchungen. Das könnte darauf beruhen, dass kaum eine Patientin in der Analyse eine HER2-gezielte Therapie erhielt.

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