Fetales Wachstum

Gyn-Depesche 1/2016

Neue Referenzwerte für Zwillingsschwangerschaften

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Zwillinge wachsen mit zunehmendem Schwangerschaftsalter langsamer als gleichalte Einlinge. Bei den meisten Referenzkurven für das fetale Gewicht werden diese Unterschiede jedoch nicht berücksichtigt. Eine kanadische Studiengruppe machte sich daran, die Datenlücken zu schließen.

Das mediane Geburtsgewicht von Zwillingen liegt ab der 30. bis 32. SSW signifikant niedriger als das von Einlingen. Fetale Wachstumskurven stützen sich in der Regel jedoch auf Daten aus Einlingsschwangerschaften. Orientiert man sich bei der sonographischen Gewichtsbestimmung an diesen, ergibt sich bei Zwillingen oft eine vermeintlich „pathologische“ fetale Wachstumsrestriktion. Entsprechende Referenzen für Zwillingsschwangerschaften basieren bisher dagegen meist nicht auf fetaler Biometrie, sondern auf dem Geburtsgewicht in der jeweiligen Schwangerschaftswoche. Insbesondere bei einem geringen Reifealter gilt dies als fehlerbehaftet, da Frühgeborene tendenziell kleiner und kränker sind. Die wenigen Studien, die versucht haben, ultraschallbasierte Standards für Zwillingsschwangerschaften zu generieren, sind wegen geringer Fallzahlen und methodischer Mängel nicht sehr valide.

Bislang kaum valide Daten

Diese Unzulänglichkeiten zu überwinden, hatten sich Mediziner am Royal Victoria Hospital in Montreal/Kanada vorgenommen. In einer retrospektiven Kohortenstudie werteten sie die biometrischen Daten von 642 lebendgeborenen Zwillingsfeten aus den Jahren 1996 bis 2006 aus. Ausgeschlossen waren Schwangerschaften mit fetofetalem Transfusionssyndrom, fetalen Anomalien oder Verlusten sowie Geburten vor der 34. SSW. Monochoriale und dichoriale Zwillinge wurden getrennt analysiert. Bei dichorialen Zwillingen gingen im Schnitt fünf sonographische monatliche Messungen in die Studie ein, bei monochorialen 7,5 Untersuchungen im Zwei-Wochen-Rhythmus. Das fetale Gewicht wurde anhand der Hadlock-Formel berechnet.

Gut die Hälfte der 321 Studienteilnehmerinnen waren Nulliparae. Etwa ein Drittel hatte zur Konzeption eine Form der assistierten Reproduktion (ART) benötigt. Im Mittel kamen die Kinder in der 37. SSW zur Welt und wogen 2638 g. 16% der Zwillinge waren monochorial. Das Geburtsgewicht in dieser Gruppe war signifikant niedriger als bei dichorialen Zwillingen (2471 g versus 2669 g). Als weitere Prädiktoren eines höheren fetalen Gewichts in der 36. SSW erwiesen sich – neben der Dichorionizität – ein höheres maternales Alter, der Einsatz von ART, ein höherer präkonzeptioneller BMI und männliches Geschlecht. Die gleichen Assoziationen trafen auch für die 28. und 32. SSW zu, allerdings mit geringer Effektgröße.

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