Die Ausrottung gelang noch nicht weltweit

Gyn-Depesche 1/2016

Tetanus von Mutter und Neugeborenem

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Der Wundstarrkrampf von Müttern und Neonaten gehört zu den gut vermeidbaren Todesursachen, ist aber in etlichen Regionen der Welt noch immer verbreitet, trotz einer Initiative der WHO zur Elimination der Infektion. Die Bemühungen hinsichtlich Impfprophylaxe, Hygiene bei den Entbindungen und Überwachungsmaßnahmen müssen fortgesetzt werden.

Neonataler Tetanus liegt vor, wenn ein Neugeborenes während der ersten zwei Lebenstage normal trinkt und schreit, hingegen zwischen drittem und 28. Tag nicht normal trinken kann und steif wird bzw. muskuläre Spasmen aufweist. Mütterlicher Tetanus ist ein solcher, der während der Schwangerschaft oder innerhalb von sechs Wochen nach deren Ende (durch Entbindung, Fehlgeburt oder Abort) auftritt. Ohne ärztliche Hilfe liegt die neonatale Letalität bei fast 100%, mit Krankenhausversorgung immer noch bei 50% oder mehr. Bei Müttern ist die Sterblichkeit geringer. Eine besonders hohe Mütter-Sterblichkeit hat Tetanus aber im Zusammenhang mit einer Abtreibung. Eine solche wird in Südweltländern oft mit gefährlichen Methoden oder unsterilen Instrumenten ausgeführt. In solchen Regionen wird meist auch selten gegen Tetanus geimpft.
Impfungen der Mütter haben immerhin dazu geführt, dass heute 82% der Neugeborenen auf der Welt vor Tetanus geschützt sind. Die Ziele der Maternal and Neonatal Tetanus Elimination Initiative wurden aber in 24 Ländern noch nicht erreicht.
Von Elimination spricht man, wenn in jedem Distrikt eines Landes auf 1000 Lebendgeburten weniger als ein Tetanus-Fall kommt.

In Drittwelt- und Schwellenländern finden die meisten Entbindungen außerhalb von Krankenhäusern statt. Oft sind auch keine geschulten Helfer beteiligt. Studien in Afrika und Asien zeigten, dass Interventionen in Form von Aufklärung und verbesserter Hygiene das Tetanus-Risiko reduzieren, auch ohne Impfprogramme.

Pathophysiologie

Tetanus wird durch das Toxin des grampositiven Anaerobiers Clostridium tetani ausgelöst. Die Sporen des Keims vertragen Sauerstoff, hohe und niedrige Temperaturen und sind resistent gegen die üblichen Desinfektionsmittel. Sie kommen im Darm von Mensch und Tier sowie im Erdboden überall auf der Welt vor. In gesundem Gewebe mit normaler Sauerstoffspannung richtet C. tetani keinen Schaden an, aber unter anaeroben Bedingungen (nekrotisches Gewebe) können sie wachsen und sich vermehren. Eintrittspforten können deshalb tiefe wie auch oberflächliche Wunden sein. Pathogen sind aber nur toxinbildende Varianten des Keims. Darüber hinaus gibt es verschiedene Virulenzfaktoren wie Tetanolysin O, Hämolysin, Fibronektin und andere.

Das Toxin wirkt beim Menschen schon bei einer Dosierung von 2,5 ng/kg letal. Es kann, im Gegensatz zu anderen Clostridien-Toxinen, retrograd in Neuronen ins ZNS transportiert werden. Diese Eigenheit versuchte man schon zum Mapping neuronaler Verbindungen im Gehirn und zum Transport von Medikamenten ins ZNS zu nutzen. Bei der Tetanus-Erkrankung kommt es auf komplexen Wegen zur Hemmung präsynaptischer inhibitorischer Neuronen, was zur Überaktivität motorischer Neuronen führt.

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