Gestationsdiabetes und SARS-CoV-2

Gyn-Depesche 6/2022

Übergewicht begünstigt schweren COVID-19-Verlauf

Gestationsdiabetes allein ist offenbar kein Risikofaktor für maternale oder fetale Komplikationen durch eine SARS-CoV-2- Infektion – in Kombination mit Übergewicht oder Adipositas allerdings schon.
Bis August 2021 waren im deutsch-österreichischen CRONOS- Register (COVID-19-Related Obstetric and Neonatal Outcome Study) 1.490 schwangere Frauen mit symptomatischem Covid-19 verzeichnet. Bei 140 (9,4 %) wurde ein Gestationsdiabetes (GDM) diagnostiziert, der in 42,9 % der Fälle mit Insulin behandelt wurde. Insgesamt ergab sich kein statistisch signifikanter Einfluss des GDM auf den kombinierten maternalen Endpunkt aus Einweisung auf die Intensivstation, Diagnose einer Viruspneumonie oder Sauerstoffbedarf. Waren die Frauen jedoch zusätzlich übergewichtig (BMI ≥ 25 kg/ m2), stieg das Risiko für ungünstige maternale Ereignisse deutlich an (adjustierte Odds Ratio 2,69). Übergewicht alleine vergrößerte es um 93 %. Als besonders komplikationsfördernd erwies sich die Kombination aus insulinpflichtigem GDM und Übergewicht: Sie erhöhte die Wahrscheinlichkeit eines schweren COVID-19-Verlaufs auf mehr als das Dreifache im Vergleich zu normalgewichtigen Schwangeren ohne Diabetes. Bei Frauen mit einem BMI unter 25 kg/m2 zeigte auch ein insulinpflichtiger GDM keine signifikanten Auswirkungen auf die Erkrankung. Generell kam es seltener zu Komplikationen, wenn COVID-19 bereits vor dem GDM diagnostiziert wurde, als wenn es gleichzeitig oder kurz danach auftrat (5,6 versus 19,6 %). Dies spricht für eine gegenseitige Beeinflussung der Hyperglykämie und des inflammatorischen Geschehens.
Ähnliche Assoziationen ergaben sich mit dem primären fetalen und neonatalen Endpunkt, der sich aus Totgeburt nach der 23. SSW, Tod bis zum 7. Tag nach der Geburt und neonataler intensivmedizinischer Behandlung zusammensetzte. Maternales Übergewicht erhöhte das Risiko mit oder ohne GDM-Diagnose um etwa 90 %. Ein insulinpflichtiger GDM wirkte sich auf den Erkrankungsverlauf beim Nachwuchs jedoch – anders als bei der Schwangeren selbst – auch dann negativ aus, wenn die Mutter normalgewichtig war.
Übergewichtige Schwangere mit GDM sollten nach Dafürhalten der Autoren deshalb als Risikopatientinnen für einen schweren Verlauf von COVID-19 gelten – insbesondere dann, wenn sie Insulin benötigen. CW
Quelle: Kleinwechter HJ et al.: Gestational diabetes mellitus and COVID-19: results from the COVID-19eRelated Obstetric and Neonatal Outcome Study (CRONOS). Am J Obstet Gynecol 2022; doi: 10.1016/j.ajog.2022.05.027
ICD-Codes: O24.4

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