Refraktäre Blasenhyperaktivität

Gyn-Depesche 6/2015

Warum die Therapie häufig versagt

Die First-line-Therapie von Blasenhyperaktivität umfasst Anpassungen im Lebensstil und Verhaltenstherapie und/oder antimuskarinerge Medikation. Häufig ist das Ansprechen in der Praxis schlechter als in klinischen Studien. Woran liegt das?

Um die Frage zu beantworten, evaluierten Forscher in einer aktuellen Metaanalyse alle zwischen 2000 und 2014 publizierten relevanten Studien mit Bezug auf eine refraktär überaktive Blase (overactive bladder, OAB). Dabei kam man zu dem Schluss, dass die Zahlen einer refraktären OAB häufig überschätzt werden.
Einer der Hauptgründe ist, dass es keine einheitliche Definition für das Therapieansprechen gibt. Hinzu kommt, dass Patientinnen oft falsche Erwartungen an die Therapie haben. Einer Umfrage zufolge hatten 50% von rund 5000 OAB-Patientinnen eine oder mehrere antimuskarinerge Therapien abgebrochen, weil ihre Erwartungen nicht erfüllt worden waren. In einer anderen Untersuchung hatten 10% der Befragten ihre verschriebene OAB-Therapie nach zwölf Monaten immer noch nicht begonnen.
Ein weiterer Grund für das häufige Therapieversagen ist das Übersehen bestehender Grunderkrankungen. In einer Nachuntersuchung von 110 Frauen mit antimuskarinerg erfolglos behandelter refraktärer OAB lag in 99 Fällen eine Zystitis und in sechs ein Nierenkarzinom vor. Hinzu kommt, dass die Bioverfügbarkeit antimuskarinerger Wirkstoffe je nach genetischem Profil, Alter und Ernährung stark variieren kann.
Um die Erfolgsraten zu verbessern, ist ein flexibles und individuelles Dosierungsmanagement bei der antimuskarinergen Medikation sinnvoll. Auch sollte man die Patientinnen hinsichtlich Gesundheitsstatus und Adhärenz regelmäßig überwachen und umfassend aufklären. OH
Quelle:

Schwantes U et al.: Refractory overactive bladder ... Int Urogynecol J 2015; 26: 1407-14

ICD-Codes: N32.8

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